Michael Nast: Generation Beziehungsunfähig. Die Lösungen

Ausgehend von seiner persönlichen Situation beschäftigt sich Michael Nast in seinem Buch mit der Frage, warum so viele Singles anscheinend ausschließlich an die falschen Frauen bzw. die falschen Männer geraten. Ganz selten ergeben sich aus Dates Beziehungen und wenn, dann halten diese nicht lange. Zwei Jahre Partnerschaft gelten schon als Zeitraum, den junge Erwachsene heutzutage mit „WOW!“ kommentieren. Und als „junge Erwachsene“ bezeichnen sich mittlerweile auch viele über 40-Jährige… Was ist da los??

2016 hat sich Nast schon einmal zur „Generation beziehungsunfähig“ Gedanken gemacht und einen Bestseller gelandet. Jetzt verspricht er im Titel die Lösungen für das Phänomen.  Er entdeckt frappierende Parallelen zwischen unserem Konsum- und dem Partnerwahlverhalten.  Wir starten halbherzige Beziehungen in dem Bewusstsein, dass sie demnächst „verbraucht“ sein werden und noch etwas Besseres, Schöneres, Passenderes kommen wird, um bald darauf nach jemand noch Tollerem Ausschau zu halten.  Singles des 21. Jahrhunderts vermeiden regelrecht tiefe, ernstzunehmende Partnerschaften, weil diese nach dem ersten rauschhaften Verliebtheitstaumel bald „langweilig“ sind.  Sie berauben sich dadurch unendlich vieler schöner Erfahrungen.

Michael Nast trifft einige interessante Feststellungen, über die es sich nachzudenken lohnt.  „Die unerfüllte Sehnsucht nach einer Beziehung ist zum Lifestyle geworden.“ Viele sprechen von Liebe, meinen aber den Zustand einer unbegrenzten Verliebtheitsphase, stellt er fest. Muss man sich tiefer aufeinander einlassen, treten viele den Rückzug an, um Verletzungen zu vermeiden.

Es geht in diesem Buch um Tinder, die Diktatur von Instagram, wie moderne Technologien unseren Umgang miteinander beeinflussen und was zwei blaue Häkchen auf WhatsApp auslösen können, wenn der Empfänger einer Nachricht nicht sofort darauf antwortet. Nast schreibt sich flott durch Beziehungsabgründe, die jeder von uns in der einen oder anderen Weise auch schon durchschritten hat. Man findet sich vielfach wieder.

Und die versprochenen Lösungen?  „Liebe ist Handeln, eine Tätigkeit, die gepflegt und kultiviert werden muss. Zu lieben ist Arbeit und Wollen und Ausdauer. (…) Liebe ist nicht die Voraussetzung für eine gelingende Beziehung, sie ist das Ergebnis einer gelungenen Beziehung.“ (S. 301)

Wenn beide Beteiligten sich dessen bewusst sind, kann nichts mehr schiefgehen. Auf zur Liebes-Tat! Wer aus Nasts Buch nichts gelernt hat, wird wohl weitertindern.

Michael Nast: Generation Beziehungsunfähig. Die Lösungen.
Edel, Februar 2021.
304 Seiten, Taschenbuch, 16,95 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Karina Luger.

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