Lydia Conradi: Das Haus der Granatäpfel

Smyrna, 1912: Klara Reinecke durfte sich in ihrem Leben bisher fast alles aussuchen. Auch ihren Ehemann möchte der Vater ihr deshalb kaufen. Als sie sich für Peter Delacloche, den Sohn eines Kaufhausmagnaten, entscheidet, ist Klaras Vater mehr als angetan, auch wenn dies bedeutet, dass seine Tochter von Deutschland ins ferne Smyrna, das heutige Izmir und mittlerweile Teil der Türkei, ziehen wird. Doch die Ehe ist für Klara nicht von Freude gekrönt und sie langweilt sich. In Smyrna verliebt sie sich in den jungen Arzt Sevan, der aber ebenfalls mit seiner großen Liebe verheiratet ist.

Was sich in der Kurzzusammenfassung liest wie die Neuauflage von „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“ entwickelt sich dann doch sehr positiv. Charlotte Lyne schreibt hier unter dem Pseudonym Lydia Conradi und man merkt schnell, dass sie ihr Handwerk bestens versteht. Sie entwickelt seine Geschichte, die die Jahre 1894 bis 1919 abdeckt, seinen Mittelpunkt aber um 1912 bis 1914 hat. Die von ihr entworfenen Figuren könnten kaum vielfältiger sein und hier steckt auch eine Stärker der Geschichte, die die Grundidee um ein Vielfaches aufwertet. Die handelnden Personen kommen aus unterschiedlichen Schichten und kulturellen Hintergründen. Deshalb erhalten die Leserinnen, an die sich der Roman vorrangig wendet, ein umfassendes Bild der kompletten Gesellschaft und der Situation des Landes. Denn Smyrnas Position war schon vor Beginn des Ersten Weltkrieges schwierig. Man war zerrüttet, viele Kulturen trafen in der Stadt aufeinander und man fühlte sich zugehörig, wo man nicht zugehörte. Diese Stimmung fängt die Autorin in ihren Roman bestens ein.

Insgesamt ist „Das Haus der Granatäpfel“ toll zu lesen, hat aber vor allem auf den ersten gut 150 Seiten Startschwierigkeiten, da will nicht recht Fahrt aufkommen. Kennt man allerdings die Figuren und hat sich in der Geschichte eingefunden, wird diese deutlich besser.

Ein Buch für Fans der Autorin, aber nicht solche, die es mal werden wollen. Da hat sie schon bessere Romane geschrieben. Dieser ist gut, aber nicht sehr gut.

Lydia Conradi: Das Haus der Granatäpfel.
Pendo, Oktober 2017.
672 Seiten, Gebundene Ausgabe, 22,00 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Janine Gimbel.

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