Ingrid Kaltenegger: Das Glück ist ein Vogerl

Was für ein schönes Buch: Der Österreicherin Ingrid Kaltenegger gelingt mit „Das Glück ist ein Vogerl“ ein herrlich leichter und amüsanter Roman, der niemals in Klamauk umschlägt.

Wichtige Erfolgszutat ist die Sprache, denn die Autorin bedient sich einer milden Form des österreichischen Dialekts: Ein Vogel ist eben ein Vogerl, ein Tisch ein Tischerl und ein T-Shirt ein Leiberl. Außerdem haben alle Namen einen Artikel – der Franz trifft den Egon. Für deutsche Leser entsteht dadurch eine eigenartige, verzaubernde Sprachmelodie, die fast so etwas wie Poesie erzeugt.

Inhaltlich geht‘s um den Franz, der mit verschiedenen Problemen zu kämpfen hat. Sein Gitarrenschüler – der Johannes – hat kein Talent, seine Ehe mit der Linn kriselt und seine Tochter – die Julie – steckt tief in der Pubertät.

Zu allem Überfluss wird der Franz auch noch vom Geist eines kürzlich gestorbenen alten Mannes – dem Egon – verfolgt, der es sich in den Kopf gesetzt hat, seine Jugendliebe – die Malli – aus dem Koma zu erwecken. Ziemlich viele Probleme für einen einzelnen Mann, aber in guter literarischer Tradition der sympathischen Loser gelingt es auch diesem Vertreter, den Leser ganz schnell für sich einzunehmen.

Man hat einfach tiefstes Verständnis für den Franz, wenn er mit den abgehobenen Glücks-Ratschlägen eines Lebenshilfeseminar-Anbieters – des Scotts – wenig bis gar nichts anfangen kann. Der Scott hat übrigens ein Auge auf die Linn geworfen und sein Seminar heißt „The Elevator to Happiness™“, also „Der Fahrstuhl zum Glück“, womit auch das Umschlagsbild erklärt wäre.

Fehlt noch die Bedeutung des Titels. Es ist der Name eines volkstümlichen Schlagers, den die Malli so gerne gehört hat.

Ingrid Kaltenegger: Das Glück ist ein Vogerl.
Hoffmann & Campe Verlag, August 2017.
304 Seiten, Gebundene Ausgabe, 20,00 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Andreas Schröter.

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