Guy Jones: Der Eisblumengarten

Die 12-jährige Jess leidet an der Mondscheinkrankheit, einer Erbkrankheit, bei der ihre Haut im Sonnenlicht sofort zu brennen beginnt und es zu starken Rötungen kommt. Jess muss deshalb vor allem im Dunkeln leben und kann nur mit einer aufwendigen Verkleidung tagsüber an die frische Luft. Hänseleien sind dabei vorprogrammiert und Jess hasst nichts mehr als die Krankheit und die dazugehörige Verkleidung. Dann schleicht sie sich eines Nachts nach draußen und entdeckt mitten im Sommer einen verzauberten Garten aus Eis. In ihm lernt sie den etwa gleichaltrigen Owen kennen. Er lebt schon immer im Eisblumengarten und weiß gar nichts von der Menschenwelt. Die beiden freunden sich an und plötzlich verschwindet auch Jess‘ Krankheit. Doch schon bald muss sie feststellen, dass sie nicht beides haben kann: Gesundheit und Owen im Eisblumengarten.

Guy Jones hat mit „Der Eisblumengarten“ ein zauberhaftes Märchen für Kinder ab etwa 10 Jahren geschrieben. Es geht um Freundschaft und Familie, um den Umgang mit Schicksalsschlägen. Jess lebt mit ihrer Mutter in einer Wohnung. Über den Vater wird nur am Rande berichtet. Jess scheint wegen ihm sehr verletzt, denn als er gemerkt habe, dass sie nicht normal sei, habe er sich auf und davon gemacht. Hier ist vielleicht die einzige kleine Schwachstelle des sonst wirklich schönen, kleinen Romans: Da hätte ich mir ein bisschen mehr gewünscht als nur die zwei, drei Sätze, in denen er mal erwähnt wird.

Ansonsten ist die kurze Geschichte fast wie ein Märchen zu lesen. Bei vorlesebegeisterten Kindern könnte ich mir fast vorstellen, dass sie sich auch hervorragend zum Vorlesen eignet. Jess selbst liest auch vor. Bei einem ihrer zahlreichen Krankenhausbesuche lernt sie den im Koma liegenden Davey kennen und nimmt sich seiner an. Sie liest ihm vor und glaubt ganz fest an seine Heilung. Die Mutter steht der Verbindung kritisch gegenüber. Schließlich hat Jess niemanden gefragt, ob sie so einfach in Daveys Krankenzimmer darf. Doch dann lässt sie es zu, dass Jess ihm vorliest. Und die ganze Geschichte kommt erst wirklich ins Rollen, denn zwischen allen Fäden dieser Handlung besteht ein wichtiger Zusammenhang. Den bemerkt Jess selbst aber erst sehr spät.

Eine gelungene Geschichte mit zauberhaften Elementen und viel Liebe.

Guy Jones: Der Eisblumengarten.
Fischer Sauerländer, März 2019.
224 Seiten, Gebundene Ausgabe, 13,00 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Janine Gimbel.

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