Annie Proulx: Aus hartem Holz

Mehr als 10 Jahre sind vergangen, seit die Pulitzerpreisträgerin Annie Proulx ihren letzten Roman veröffentlicht hat. Sie hat so erfolgreich und polarisierende Werke wie „Brokeback Mountain“ geschrieben und auch in ihrem neuen Roman ist wenig so, wie es zu sein scheint.

1693 möchten zwei junge Franzosen in Kanada (Neufrankreich zu dieser Zeit natürlich noch) ihr Glück machen. Beide finden zunächst einmal die Gefangenschaft, weil sie in eine Art Leibeigenschaft geraten und den lieben langen Tag Bäume fällen müssen. Sie gehen damit unterschiedlich um. Der eine wird der beste Baumfäller von allen, der andere flüchtet und scheint in der endlosen kanadischen Wildnis einfach zu verschwinden. Der eine heiratet eine einheimische Indianerin legt damit die Grundlage zu einer Familie von Holzfällern, die sich über das ganze Land verteilen werden. Der andere pflegt seinen Hass und gründet das erfolgreichste Holzunternehmen der nächsten 300 Jahre.

Die Schicksale der beiden Familien und ihrer Zweige werden bis in die Gegenwart geschildert und mit dem Verlauf der Familiengeschichten wird auch der Verlauf der Geschichte lebendig. Sicher ist nur eines: es kommt selten auf den Start an. Um 1700 scheinen die Wälder Nordamerikas endlos zu sein, niemand kommt auf den Gedanken, dass das Holz, oder die Biber oder irgendetwas anderes jemals zu Ende gehen könnte. Sie bedienen sich aus dem Vollen, aus dem scheinbar nie endenden Reservoir der Natur. Aber schon die Folgegeneration muss ihren Einzugsbereich ausweiten, um überhaupt noch genügend Rohstoffe für die Expansion zu finden.

Annie Proulx hat die Geschichte Nordamerikas beschrieben, aber ebenso die Geschichte der Kolonisation, der Dekolonisation und der Zerstörung unserer Umwelt.

Trotz der Dicke ist der Roman durchgehend spannend, der Wechsel zwischen den Familien hält die Spannung aufrecht und ebenso die Tatsache, dass aus dem Loser der Winner werden kann und umgekehrt – ganz schnell. Einen Großteil der Geschichte ist der Geschichte des Verschwindens der Indianer gewidmet. Abgesehen von der reinen Ausrottung hat es noch andere Gründe gegeben, warum die Stämme heute nicht mehr so leben können wie damals, selbst, wenn sie wollten.

Ein großartiger Roman, der eine lange Zeit umfasst und von Veränderung und Verschwinden handelt.

Annie Proulx: Aus hartem Holz.
Luchterhand Literaturverlag, März 2017.
896 Seiten, Gebundene Ausgabe, 26,00 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Regina Lindemann.

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