Sofi Oksanen: Putins Krieg gegen die Frauen

Drastische Schilderungen, die erschüttern  

Beim Lesen dieses Buches friert man, so gruselig, so beängstigend ist das, was die finnische Autorin hier schildert. Wenn auch der Titel des Buchs ein wenig in die Irre führt, geht es doch nicht nur um das, was Frauen geschieht, so ist es trotzdem ein wichtiges Buch.

Sofi Oksanen, in Finnland aufgewachsene Tochter einer Estin und eines Finnen, hat tiefen Einblick in die tragischen und erschreckenden Vorgänge in Russland und der früheren Sowjetunion. Was sie beschreibt, jagt einem beim Lesen Schauer über den Rücken und lässt umso mehr darauf hoffen, dass es der Ukraine gelingt, den Aggressor zu besiegen.

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Agatha Christie: Und dann gab’s keines mehr

Agatha Christies „Und dann gab’s keines mehr“ ist der bestverkaufte Kriminalroman aller Zeiten – zu Recht?

Zehn Menschen, die unterschiedlicher nicht sein könnten, reisen nach Einladung auf eine einsame Insel. Die meisten freuen sich auf die Auszeit – doch bereits auf dem Boot wird es merkwürdig: Keiner von ihnen scheint den Gastgeber U. N. Owen persönlich zu kennen und als sie dann im einzigen Haus auf der Insel ankommen, ist niemand da, um sie zu empfangen. Nicht weiter schlimm, wahrscheinlich handelt es sich um eine harmlose Verspätung.

Doch dann stirbt der erste von ihnen …

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Ursula Poznanski: Die Burg

Kann eine KI böse sein?

Der Milliardär Nevio hat in der alten Burg Greifenau den ultimativen Escape-Room geschaffen. Mittelalterliche Türme, Gänge und Verliese wurden wieder ausgegraben und ausgebaut und zusätzlich mit interaktiver Technik versehen. Man geht also in einen alten Saal und die Technik erschafft ein Szenario mit Bänken, Tischen, Leuchtern und sogar Figuren. Ganz auf die Wünsche des jeweiligen Benutzers zugeschnitten. Gesteuert wird das Ganze durch eine hochmoderne, selbstlernende KI. Die Burg steht kurz vor der Eröffnung und als letzter Test ist eine Gruppe eingeladen, deren Mitglieder jeder auf eine andere Art und Weise Experte für diese Art von Escape-Room sind. Gemeinsam erstellen sie ein Szenario nach ihren Wünschen, gehen durch die erste Tür und landen … direkt in der Hölle.

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Madeleine Becker: Hin und weg

In ihrem ersten Buch „Erstmal für immer – vom Hörsaal in den Kuhstall“ berichtet Madeleine Becker von ihrer Übersiedelung von Jena auf einen Bergbauernhof in Kärnten. Mit „Hin und weg“ legt sie nun die Fortsetzung ihres „Reality“-Buches vor. Die Anfangseuphorie ist verflogen und große Ernüchterung macht sich breit. Madeleine und ihr Freund Lukas arbeiten Tag und Nacht auf dem Hof seiner Eltern.

Quasi nebenher muss noch Zeit sein für Madeleines Online-Tätigkeiten und Lukas´ Brotberuf beim Roten Kreuz. Einerseits liebt Madeleine die Kühe, den großen Gemüsegarten, das Gewächshaus und die vielen Bauernhoftiere sehr, andererseits wird ihr so viel abverlangt, dass sie mehr als einmal an ihre psychische und physische Belastungsgrenze gerät. Hinzu kommt, dass die Arbeit der kleinbäuerlichen Betriebe nur sehr schlecht entlohnt wird. Der Milchpreis bewegt sich in einer lächerlichen Höhe. Obwohl Madeleine und Lukas beinahe Tag und Nacht arbeiten und es den Tieren nirgendwo besser gehen könnte als bei ihnen, haben sie nach drei Monaten unablässiger Schufterei 6,91 € auf dem Betriebskonto. Mehr bleibt in der Landwirtschaft nicht übrig.

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Johannes Mario Simmel: Es muss nicht immer Kaviar sein

Geheimagent und Gentleman – aus heutiger Sicht vielleicht ein bisschen antiquiert, aber nicht minder gut zu lesen wie vor Jahrzehnten. Immerhin ist das Buch, das jetzt zum 100. Geburtstag des Autors neu aufgelegt wurde, bereits 1960 erschienen. Viele werden den Bestseller damals gelesen und inzwischen vielleicht vergessen haben. Es lohnt sich, ihn mit dem Wissen von heute, vor dem Hintergrund der Entwicklungen, die Simmel damals ja nicht vorhersehen konnte, noch einmal zu lesen. Die Sprache mag ein bisschen seltsam anmuten, der damaligen Zeit entspricht sie ebenso wie die Rechtschreibung, die ja mittlerweile reformiert worden ist. Das mag zu Anfang ein bisschen seltsam wirken, aber nach ein paar Seiten, nimmt man das gar nicht mehr richtig wahr.

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Jeff Kinney: Titel: Gregs Tagebuch 18: Kein Plan von nix

Ich musste tatsächlich noch mal ins Impressum gehen, ob das Original wirklich amerikanisch ist. Zu bekannt kam mir die Problemstellung vor. Gregs Schule hat bei einem landesweiten Test dermaßen schlecht abgeschnitten, dass sie geschlossen werden soll. Die Schüler werden auf zwei andere Schulen verteilt. Die eine hat Privatschulatmosphäre, die andere ist eher eine – wie man in Deutschland sagen würde – Brennpunktschule.

In diesem 18 Band über Greg und seinen Alltag scheint es mir, als wäre der Humor erwachsener geworden. Es ist immer noch lustig und klamaukig, aber unterschwellig schwingt viel Kritik mit. Kritik an unfähigen oder unwilligen Lehrern – klar überzogen, aber immer noch deutlich erkennbar der Realität angelehnt. Auch die Versuche der Schule, die Schließung durch Finanzierungsmaßnahmen abzuwenden, meistens auf Kosten der Schüler, sind nicht gänzlich der Fantasie des Autors entsprungen. Wirklich witzig sind dann die Bemühungen der Schüler, mit den Maßnahmen umzugehen, sie zu umgehen oder auch auszunutzen – und die sind Gott sei Dank meistens erfunden.

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Paul Murray: Der Stich der Biene

Der irische Schriftsteller Paul Murray (u.a. „Skippy stirbt“) porträtiert in seinem neuen Roman „Der Stich der Biene“ die Familie Barnes, indem er die Kapitel abwechselnd aus Sicht der einzelnen Mitglieder erzählt: Tochter, Sohn, Mutter, Vater – in dieser Reihenfolge.

Es handelt sich um eine Familie in Schwierigkeiten. Das Autohaus, in dem Vater Dickie arbeitet, droht pleite zu gehen, Mutter Imelda, die eigentlich lieber den Bruder ihres Mannes geheiratet hätte, kommt mit dem finanziellen Niedergang schlecht zurecht, Teenager-Tochter Cass droht im Alkoholexzess unterzugehen, und der zwölfjährige Sohn PJ plant die Flucht. Keiner der Charaktere ist ein Sympathieträger. Das alles ist recht deprimierend und von wenig Freude durchzogen.

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Haneen Al-Sayegh: Das unsichtbare Band

Emotional, poetisch, kraftvoll. Die in Berlin und Beirut lebende Autorin Haneen Al-Sayegh gewährt Einblicke in das Leben von Frauen der drusischen Glaubensgemeinschaft, die in den Bergen des Libanon nach strengen patriarchalischen Regeln leben. Ihre Hauptfigur Amal ist ein Leben lang zerrissen zwischen der Liebe zur Familie und ihrem Drang nach Freiheit und Selbstbestimmung. In lyrischen Bildern wandern wir durch Amals Gedankenwelt und eine Welt, die jenseits der öffentlichen Wahrnehmung nach eigenen, geheimnisvollen Riten lebt. Gleichzeitig wird sich Amal der Stärke des „unsichtbaren Bandes“ bewusst, dass die Frauen unterschiedlichster Religionen im Libanon eint, im Positiven wie im Negativen. Dazu gehören sowohl Aufopferung und Liebe, als auch Schweigen und ererbtes Leiden. Ein faszinierender Einblick in eine Welt, die wirkt, wie aus der Zeit gefallen.

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Darkviktory, Kostas Kind: Secondhand Toyfriend

Damian, 17, hat coole Freunde, eine nette Familie und eine hübsche Freundin. Eigentlich könnte sein Leben perfekt sein, doch innerlich befindet er sich in einem ununterbrochenen Konflikt: Er findet seine Freundin Emma zwar unglaublich nett, kann aber körperlich einfach nicht weitergehen. Liegt es daran, dass Emma kein Junge ist? Aber ist er wirklich schwul und wie soll er das herausfinden, ohne Emma zu betrügen?

Die Lösung erscheint ihm absurd wie ideal: Ein Sextoy über Kleinanzeigen bestellen, anonym verpackt, damit seine Mutter nichts davon mitbekommt.

Der Verkäufer ist der gleichalte Emil, der die Anzeige nur zum Spaß hochgeladen hat. Als er dann die erste Nachricht von Damian bekommt, wird er neugierig, schreibt zurück und ihre Geschichte beginnt sich zu entwickeln.

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Vigdis Horth: Ein falsches Wort

Vom tiefen Zerwürfnis innerhalb einer Familie handelt der Roman „Ein falsches Wort“ der 1959 geborenen norwegischen Autorin Vigdis Hjorth.

Vordergründig geht es um Erbschaftsstreitigkeiten unter vier Geschwistern, in die die Ich-Erzählerin Bergljot, eine Frau um die 60, hineingezogen wird, obwohl sie schon längst den Kontakt zu ihren Eltern und teils auch zu ihren drei Geschwistern abgebrochen hat.

Doch mehr und mehr stellt sich beim Lesen die Frage, warum Bergljot sich eigentlich von ihrer Familie losgesagt hat.

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