Ute Mank: Elternhaus

Die drei Schwestern Sanne, Petra und Gitti sind mit dem Älterwerden ihrer Eltern konfrontiert. Aufgewachsen sind die drei in einem „schmalen Haus“, das in einer Siedlungsstraße in einer Kleinstadt liegt. Die Eltern haben es sich vom Mund abgespart, der Vater hat es mit eigenen Händen (mit-)gebaut, die Mutter hat es jahrzehntelang aufopfernd geputzt, gepflegt und betreut. Sanne wohnt mit Mann und zwei erwachsenen Kindern dem Elternhaus am nächsten. Es gehört mittlerweile ihr.

Sie wird von Vater und Mutter daher auch ständig gerufen, wenn etwas nicht funktioniert und sie mit diesem oder jenem nicht zurechtkommen. Sannes Sohn ist bereits von zuhause ausgezogen, die Tochter Lisa wagt den Sprung in eine andere Stadt, ihr Mann Uwe und sie werden einander zunehmend fremd. Trotzdem kümmert Sanne sich sehr um die Eltern und beschließt, sie in eine altersgerechte Wohnung zu übersiedeln und das Elternhaus zu verkaufen. Ein Unterfangen, das sie körperlich aber auch mental ungeheuer fordert.

Ihre Schwester Petra lebt 500 Km entfernt ihr eigenes Leben. Sie ist alleinstehend, hat aber eine lose Beziehung zu einem gewissen Jürgen. Der allerdings ist verheiratet. Gitti, die dritte und Jüngst im Bunde, taucht nur peripher im Geschehen auf. Gitti ist eher chaotisch und eine Art „Verbindungstür“ zwischen ihren beiden großen Schwestern, die kaum Kontakt zueinander haben. Sanne war als Älteste immer die, die sich um alles gekümmert hat. Auch jetzt muss sie sich um den Verbleib und die Betreuung der Eltern umsehen. Insgeheim sind die beiden anderen Schwestern nicht damit einverstanden, dass Sanne sie „entwurzelt“ und in eine barrierefreie Wohnung ohne Garten verpflanzt.

Die Eltern ertragen, dulden und sehen ein, wie sie ihr ganzes Leben lang ertragen, geduldet und Unvermeidliches eingesehen haben. Als der Verkauf des Elternhauses ansteht, stellt sich heraus, dass niemand es so recht loslassen kann. Immer wieder führen besonders die Wege des Vaters und der beiden älteren Schwestern dahin zurück. So viele Erinnerungen konzentrieren sich unter diesem Dach. Potenzielle Käufer sind nur am Grundstück interessiert. Sie würden das Haus der Kindheit, den einstigen Familienmittelpunkt wegreißen. Können Sanne und ihre Schwestern das zulassen?

Auch Petra, die ihre Wohnungen wechselt wie die Socken, erkennt schlussendlich, dass es einen Ort der Verwurzelung, ein „daheim“ geben kann.

Um Familienbande, um Erwartungen, Entwurzelung, Verortet-Sein und wie Verkrustungen sich lösen können, geht es in diesem melancholischen Buch.

Ute Mank: Elternhaus.
Dtv, Juli 2023.
Hardcover, 302 Seiten, 22,70€.

Diese Rezension wurde verfasst von Karina Luger.

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