Susanne Popp: Loreley: Die Frau am Fluss

Keine Angst, es ist kein weiterer Mythos um den sagenumwobenen Felsen oberhalb des Rheins, den wir da vor uns haben.

Die berühmte Loreley bildet sozusagen den Rahmen, in dem sich die Geschichte um Juliane, genannt Julie und Johann abspielt. Gleichzeitig ist sie aber auch Schauplatz eines traurigen Höhepunktes der Romanze zwischen beiden. Auch wenn Susanne Popp nicht den Anspruch erhebt, einen historischen Roman geschrieben zu haben, so orientiert sie sich doch an den Fakten der Zeit und gibt einen guten Einblick in das Leben der Menschen am Rhein im 19. Jahrhundert.

Die Zeit des Rheindurchstichs, der Beginn der Begradigung des Flusses, in die mühsame Rhein- und Fähr-Schifffahrt, des Treidelns, wobei kleinere Schiffe oder Kähne mithilfe von Pferden am Ufer mittels Seilen über den Fluss gezogen werden. Beschwerlich und gefährlich gleichermaßen. Wir bekommen einen Eindruck von den Anfängen der Dampfschifffahrt auf dem Rhein und damit wohl dem Beginn des Tourismus‘ in der Region. Neben den fiktiven Romanfiguren stoßen wir auch auf historische Persönlichkeiten wie den Dichter Clemens Brentano und seine Schwester Bettina von Arnim oder den Kölner Unternehmer Peter Merkens und seine Frau Elisabeth, die für Julie zur Freundin und Mentorin wird, während ihr Mann später Johanns Arbeitgeber als Rheinschiffer ist.

Ein Fokus der Geschichte liegt auf den Frauenschicksalen, beispielhaft und anschaulich dargestellt an den Lebensumständen von Julie und ihrer blinden Schwester, die nach dem Tod der Mutter ihr Leben selbst in die Hand nehmen und unter harten Bedingungen für ihren Unterhalt sorgen müssen, aber auch der wohlhabenden Unternehmersgattin Elisabeth, ohne die Julie ihren späteren Lebensweg sicher nicht hätte gehen können. Erzählt wird aus unterschiedlichen Perspektiven in verschiedenen Strängen, immer abwechselnd aus Sicht einer bestimmten Person wechseln auch Orte und Zeit, was keineswegs verwirrend ist, sondern unterhaltsam und spannend.

Wie gewohnt gut recherchiert, historisch fundiert, flüssig erzählt und spannend aufgebaut. Fiktion und historische Gegebenheiten werden geschickt verwoben zu einer Geschichte, die einige Geheimnisse birgt, die wohl erst im folgenden Band der Dilogie gelüftet werden.

Susanne Popp: Loreley: Die Frau am Fluss
Fischerverlage, März 2024
431 Seiten, Taschenbuch, 13,00 Euro

Diese Rezension wurde verfasst von Sabine Ertz.

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