Shirley Jackson: Krawall und Kekse

Wenn eine Hausfrau und Mutter aus ihrem Alltag erzählt, kann das lustig sein, kann das unterhalten? Wenn diese Hausfrau und Mutter Shirley Jackson heißt, dann ist die Antwort ein unumwundenes Ja.

Shirley Jackson, geboren 1916 in San Francisco und nur 48-jährig schon 1965 verstorben, wurde bekannt vor allem durch ihre Horrorgeschichten und danach erst durch ihre unterhaltsamen Kolumnen in Zeitschriften wie „Mademoiselle“ oder „Harper’s“. In diesen Kolumnen berichtet sie von ihrem Leben als Ehefrau und Mutter von schließlich vier wirklich putzmunteren Kindern, vom Leben in der Kleinstadt, in der jeder jeden und jeder jedes Haus kennt.

Aus besagten Kolumnen entstand schließlich der vorliegende Roman, in den USA erstmals erschienen 1953. In den Episoden, die sie schildert und die einigermaßen chronologisch angeordnet sind, verfolgen wir das ziemlich chaotische Familienleben der Jacksons. Shirleys Mann, ein Literaturkritiker, der sich weitgehend aus der Erziehung und der Haushaltsführung heraushielt, und ihre im Laufe der Zeit auf vier Sprösslinge anwachsende Kinderschar halten die Schriftstellerin auf Trab. Übrigens erwähnt sie in ihren Schilderungen ihre eigene berufliche Tätigkeit so gut wie gar nicht, obwohl diese vor allem zum Unterhalt der Familie beitrug.

Ob sie von den Streichen des ältesten Sohnes Laurie erzählt, der diese einem imaginären Klassenkameraden in die Schuhe schiebt, ob sie die Erlebnisse beim Umzug und Einzug in die alte Villa auf dem Land beschreibt oder wenn sie davon berichtet, wie sie Autofahren lernt, immer sind die Geschichtchen humorvoll und mit sehr viel Selbstironie. Es steht aber zu vermuten, dass sich auch viel Fantasie in diese Erzählungen eingeschlichen hat, denn ob alles sich tatsächlich genau so ereignet haben mag, wer weiß das schon.

Es macht Spaß, dieser Familie durch ihr Chaos zu folgen. Selbst wenn es irgendwann ein wenig viel wird und man gerade dann den Verdacht hegt, dass manches doch dazuerfunden wurde.  Interessant ist das Buch auch wegen der Zeit, in der es spielt, in den späten vierziger und frühen fünfziger Jahren in den USA. Dem muss man bei der Lektüre Rechnung tragen und die äußeren Ereignisse entsprechend einordnen. Dazu gehört auch der Blick auf die Rolle der Frau in Gesellschaft und Familie, damals. Und die geseufzte Erkenntnis, wie wenig sich seither im Grunde geändert hat …

Ein unterhaltsamer und interessanter Einblick in eine unterhaltsame und interessante Familie.

Shirley Jackson: Krawall und Kekse.
Aus dem Englischen übersetzt von Nicole Seifert.
Arche Literaturverlag, September 2022.
256 Seiten, Gebundene Ausgabe, 23,00 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Renate Müller.

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