Ein Mann wird verhaftet. Völlig unvorhergesehen und zum absoluten Entsetzen seiner Tochter. Der Mann, ein anerkannter Philosoph und Professor, wird beschuldigt, bis zu zwölf kleine Mädchen getötet zu haben.
Ann, die Tochter, wegen des frühen Tods der Mutter vom Vater allein aufgezogen, ist überzeugt, dass es sich um einen Irrtum handeln muss. Sie kann und will nicht glauben, dass ihr Vater ein Mörder sein soll. Doch Walter Lesniak spricht nicht, er äußert sich nicht zu den Vorwürfen, weder gegenüber der Polizei noch gegenüber seiner Tochter.
Nach dem anfänglichen Schock beginnt sie daher, selbst nachzuforschen. Sie beschafft sich die Ermittlungsakten und kommt sehr schnell zu einem Verdacht, wer der wirkliche Mörder sein könnte. In diesen Verdacht verbeißt sie sich regelrecht, verfolgt diese Spur ohne Rücksicht auf Verluste. Und die gibt es: ihre Freundin wird schwer verletzt, sie verliert das Vertrauen in den Anwalt ihres Vaters, sie verliert ihren Job.
Dann begegnet sie Jakob, der ihr seine Freundschaft und Hilfe anbietet. Doch auch er enttäuscht sie, zuerst, dann jedoch wird er ihre Ermittlungen begleiten und unterstützen.
Als ein weiteres Mädchen verschwindet und Ann darüber aus der Presse erfährt, reist sie zusammen mit Jakob in den Ort des Geschehens. Danach überschlagen sich die Ereignisse.
Der ganze Roman ist, wie man es von Romy Hausmann gewohnt ist, hochspannend, voller Dramatik und verschlungener Wendungen. So war ich lange auf der völlig falschen Spur und am Ende von der Auflösung wirklich komplett überrascht. Auch sind die Figuren, insbesondere die Menschen in dem Dorf, in dem Ann und Jakob wegen des verschwundenen Mädchen recherchieren, herrlich gezeichnet, die üblichen Typen mit einem gewissen Augenzwinkern dargestellt.
Im Gegensatz dazu sind gerade die Protagonistin Ann und ihr Helfer Jakob, die beiden Hauptfiguren, mir etwas zu wenig profiliert, zu allgemein, zu platt teilweise sogar. Ann ist in ihrer Hektik und Panik in meinen Augen etwas überzeichnet, nicht alle ihre Handlungen scheinen sinnvoll. Diese Panik ist etwas zu sehr auf die Spitze getrieben, wird für mich dadurch unglaubhaft.
Das tut der Spannung des Romans zwar keinen Abbruch, macht das Agieren der Charaktere aber etwas unrealistisch. Hingegen ist der Schluss, wenngleich etwas abrupt, doch gelungen, weil absolut unvorhersehbar.
Romy Hausmann: Perfect Day.
dtv, Januar 2022.
416 Seiten, Taschenbuch, 16,95 Euro.
Diese Rezension wurde verfasst von Renate Müller.