Richard David Precht rüttelt, was unseren Bezug zu Tieren anbelangt, an unserer Gesinnung und unserem Verhalten.
So regt er in ausführlich recherchierten Auslegungen und Beispielen ein Überdenken unserer Sichtweise und unserer Haltung gegenüber der Tierwelt an.
Wo liegt die Grenze zwischen Mensch und Tier?
Wie ist es um unser Verhältnis zu Tieren bestellt?
Welche Bedeutung haben Tiere für Menschen?
Wie ist unser Tierschutzgesetz ausgerichtet?
Welche Vorstellungen haben wir vom Seelenleben der Tiere?
Sind unsere menschlichen Sichtweisen richtig und vernünftig?
Precht spannt einen weiten Bogen. Unter anderem geht er auf die Evolution ein, auf den Umgang früher Hochkulturen mit Tieren, zitiert viele Erkenntnisse und Sichtweisen verschiedenster Philosophen…
Gefangen in unserer eingeschränkt menschlichen Denkleistung ist es den Menschen nicht möglich, die Welt und Tiere wirklich verstehen zu können, sagt Precht. Wir können lediglich Hypothesen aufstellen.
Dennoch haben wir uns Maßstäbe und Modelle geschaffen und zurechtgelegt, nach denen wir urteilen und agieren, was zur Folge hat, dass unter anderem Massentierhaltung und Legebatterien zu unserem Alltag gehören.
Precht zeigt Möglichkeiten auf, unser Verhalten zu ändern, dabei muss man nicht gleich zum Veganer werden.
Wofür wir einstehen und uns stark machen können ist zum Beispiel das Verbot von Pelztierfarmen, Verbot landwirtschaftlicher Intensivhaltung, gentechnologische Manipulationen, Tierversuche, gesetzlicher Schutz von Nutztieren vor gentechnischer Manipulation, Verbot der Förderung von Kulturfleisch…
In über 500 Seiten streift Precht viele Aspekte, stellt vieles in Frage und steht ein für einen Umdenkungsprozess, der eine neue, realisierbare Tierethik mit sich bringt.
Richard David Precht: Tiere denken: Vom Recht der Tiere und den Grenzen des Menschen.
Goldmann, Oktober 2016.
512 Seiten, Gebundene Ausgabe, 22,99 Euro.
Diese Rezension wurde verfasst von Annegret Glock.