Patrick van Odijk: Der falsche Vermeer

Die persönlichen Voraussetzungen, die Patrick van Odijk mitbringt, um seinen Debütroman „Der falsche Vermeer“ auf dem deutschen Krimimarkt zu platzieren, sind denkbar günstig: Er liebt Vermeer! „Johannes Vermeer von Delft ist für mich der größte Maler!“, bekannte er in einem Interview. Der Autor ist als Niederländer in Deutschland zweisprachig aufgewachsen. In Konstanz studierte er Geschichte, Politikwissenschaften und Germanistik. Eine Tätigkeit als Radioreporter, Redakteur und Moderator für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk schloss sich an. Es war wohl eine Mischung aus beruflichem Instinkt und persönlichem Interesse, die van Odijk zu seinem ersten Roman inspirierte.  Äußerlicher Anlass war die große Vermeer-Ausstellung, die von Februar bis Juni 2023 im Rijksmuseum in Amsterdam gezeigt wurde. Pünktlich zur Ausstellung legte er sein niederländisches Original „Het meisje van de valse Vermeer“ vor (auf Deutsch: „Das Mädchen des falschen Vermeer“). Worum geht es?

Eine wahre Begebenheit bildet die Grundlage seines Plots. Es handelt sich um die Aktivitäten des Fälschers Han van Meegeren (1889 -1947). Der Autor erzählt von einem der größten Kunstskandale der Nachkriegszeit. Dabei gewährt er dem Lesenden einen fesselnden Einblick in die spannende Welt der Malerei, Fälscherwerkstätten und Zeitungsredaktionen.

Van Odijk entführt seine Lesenden in das Amsterdam des Jahres1945. Der Krieg ist zu Ende und es beginnt die Zeit der Aufarbeitung: Wer war Widerständler, wer hat mit den Nazis kollaboriert? Der Maler Jan van Aelst gehört scheinbar zu den Letzteren. Er soll ein bedeutendes Werk des Künstlers Vermeer an Hermann Göring verkauft haben. Dafür sitzt er nun im Gefängnis und erwartet seinen Prozess. Es sieht nach einem eindeutigen Fall aus. Doch es tauchen weitere Fakten auf. Ein für die niederländische Kunstszene ungeheuerlicher Skandal ploppte auf, als die junge Reporterin Meg van Hettema neuen Hintergründen auf die Spur kam. Sie stolperte über Ungereimtheiten und zahllose Lügen. Sie fragte: Ist das teuer verkaufte Vermeer-Gemälde nur eine Fälschung? Und hat van Aelst noch weitere Bilder gefälscht? Meg ahnte, dass dies die „Story ihres Lebens“ wird.

Um es direkt auf den Punkt zu bringen: Es war spannend bis zur letzten Seite! Dem Autor gelingt eine mitreißende Mischung von Fakten und Fiktion über den Meisterfälscher Haan van Meegeren, der im Roman

Jan van Aelst heißt. Der Lesende wird mit sorgfältig gewählten Worten in die Nachkriegszeit der Niederlande geführt. Dabei macht es Patrick van Odijk dem Lesenden leicht, ihm in die emotionale Lage der Menschen zu folgen, die ihr Leben neu sortieren müssen. Dabei entsteht ein Zeitporträt der Niederlande dessen Diskussion der Autor geschickt in die Welt der freien Presse und Zeitungsverlage einbindet. Dank seiner beschreibenden Sprache fällt es dem Lesenden leicht, dem Plot zu folgen. Die Fragen nach Echtheit und Fälschung, nach Wahrheit und Lüge und nach Vaterlandsverrat stellen die Kräfte dar, die die Protagonisten umtreiben.

Zum Schluss noch eine Bemerkung zur Haptik des Buches. Es sieht ansprechend aus. Vor allem beim Umblättern der Seiten fühlt man die glatte Papierqualität. Das Lesebändchen erleichtert das „Handling“ der über 500 Seiten. Mein Dank gilt dem Pendragon Verlag, dessen Produkt ich meine uneingeschränkte Leseempfehlung gebe.

Patrick van Odijk: Der falsche Vermeer
Pendragon Verlag, März 2024
520 Seiten, gebundene Ausgabe, 26,00 €

Diese Rezension wurde verfasst von Martin Simon.

Teilen Sie den Beitrag mit Ihren Freunden und Kontakten:

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.