Im Jahr 1940 hat der Wissenschaftler James Zennor seine Kriegserfahrung schon im spanischen Krieg gesammelt. Als er als junger Student 1936 zur Anti-Berlin-Olympiade dort war, ließ er sich voller Enthusiasmus in den spanischen Krieg hineinziehen, seitdem ist er nicht mehr kriegsdiensttauglich. Jetzt, als England unter deutscher Bombardierung liegt und Kriegsdienst eine Frage des Patriotismus ist, sitzt er in Oxford und bereut sein Leben.
Eines Morgens kommt er vom Rudern nach Hause und seine Frau ist mit seinem kleinen Sohn verschwunden. Er glaubt nicht daran, dass sie ihn einfach ohne ein Wort verlassen hat und es spricht auch wenig dafür. Was ist also mit Florence und Harry geschehen? Wurden sie entführt, gar ermordet? James stößt auf eine Mauer des Schweigens, wird von alten Freunden und Mentoren belogen und als er endlich der Wahrheit endlich auf die Spur kommt, ist sie schrecklicher, als alles was er sich bis dahin vorstellen konnte.
„Intervention“ behandelt Geschehnisse des Zweiten Weltkrieges, deren Gründe bis heute im Dunklen liegen. Niemand würde heute zugeben, dass man sich das dabei gedacht hat, was der Autor sich vor diesem Hintergrund einfallen ließ. Aber auf der anderen Seite kann es heute niemand mehr wissen. Geschrieben ist der Roman als Thriller, gut lesbar und der Leser bleibt genauso lange im Dunklen wie der Protagonist. Das ist bei einer Zweiten-Weltkrieges-Thematik wirklich eine Kunst, denn oft weiß man als Leser sehr schnell, auf welches bekannte Ereignis ein Roman hinläuft. Hier nicht, schon weil die Geschehnisse gar nicht so bekannt sind.
Der Roman ließ sich also gut weglesen und wartete mit mancher Überraschung auf. Und ausnahmsweise geht es einmal nur zweitrangig um Nazis. Und die Amerikaner sind nicht zwangsläufig die Guten.
Jonathan Freedland: Intervention.
Schwerz, Februar 2014.
512 Seiten, Taschenbuch, 16,99 Euro.
Diese Rezension wurde verfasst von Regina Lindemann.