Im Alter von vier Jahren wird Jona Oberski zusammen mit seinen Eltern nach Bergen-Belsen deportiert.
Viele Jahre später versucht der Autor sich an die Schreckenszeit im Konzentrationslager, in dem ihm vier Jahre seiner Kindheit geraubt wurden, zurückzuerinnern.
In Jonas wenigen guten Erinnerungen denkt er an sein Zuhause in Amsterdam, wo er zusammen mit den Eltern die bunten Geschenkpäckchen, die sie ihm zu seinem vierten Geburtstag auf dem Tisch bereitgelegt haben, aufpackt.
Nachdem die Mutter plötzlich nicht mehr im Krämerladen einkaufen kann, weil dies für Juden verboten ist, versuchen die Eltern Papiere für die Auswanderung nach Palästina zu bekommen.
Als die Familie mit nur schnell zusammengesuchten Utensilien in einen der dunklen Zugwaggons steigt, in dem bereits viele Leute auf Stroh sitzen und stehen, beginnt die vermeintliche Fahrt nach Palästina, die ins Lager nach Bergen-Belsen führt.
Zusammen mit der Mutter bewohnt Jona dort eine Baracke, vom Vater werden sie getrennt.
Jona ist zu klein um die Welt um sich herum zu begreifen.
Vor vielem will die Mutter ihn schützen und erklärt ihm die Wahrheit nicht. Manchmal gibt sie ihm Schlaftabletten, damit er das Grauen nicht mitbekommt.
Jona verliert beide Elternteile und wird nach seiner Befreiung im Alter von acht Jahren von einer Pflegefamilie aufgenommen.
Die Beschreibungen Oberskis bleiben spärlich und entseelt – entsprechend dem Verständnis und der Sichtweise eines Kindes und der Schreckenswelt, die seinen Kinderalltag zum Albtraum werden lassen und mit diffusen dunklen Ängsten und Bedrohungen füllt.
Jona Oberski: Kinderjahre.
Diogenes, April 2016.
160 Seiten, Gebundene Ausgabe, 20,00 Euro.
Diese Rezension wurde verfasst von Annegret Glock.