Hans Fallada: Der Trinker (1944)

fallaEs hat mich zerrissen, es hat mich erschüttert, es war real und doch so absurd: „Der Trinker“ von Hans Fallada. Der Roman ist schlichtweg die Weiterführung der in „Kleiner Mann – was nun?“ begonnen Verzweiflung. Das Ende nach dem Ende, bei dem in Filmen so gern ausgeblendet wird, wie Kurt Tucholsky es in seinem Gedicht von 1930 so schön beschrieben hat.
Der Roman erzählt von einem Herrn Geschäftsmann, der einiges setzt auf das „Sie“ und „Herr“. Darauf ist er stolz. Das hat er sich hart und selbst erarbeitet. Als seine Frau aus den Geschäften ausscheidet, um sich verstärkt auf den Haushalt zu konzentrieren – wie sich das eben für eine Frau geziemt -, bleiben auch die Aufträge weg und der Herr Geschäftsmann Sommer legt seine Scham ab, seinen Ehrgeiz und sein „Herr“. Er vertraut sich einer neuen Frau an: Der Königin Alkohol. Er hasst und liebt, er schweigt und denkt zu viel, er trinkt und fällt und fällt immer tiefer.
In manch modernem Roman ärgert man sich über zu weitschweifige Gedanken, über zu weit ausgeholte Szenen und unnötige Beschreibungen der Umgebung. Bei Hans Fallada ist das anders. Er zieht den Leser hinein in das doch so normale, in das doch kuriose, in das doch so unfaire Leben des einfachen Bürgers. Und auch der Zeitunterschied von damals zu heute ist nichts mehr. Das Buch ist ein Klassiker, der an Aktualität nicht verliert.

Hans Fallada: Der Trinker (1944).
Aufbau Verlag, Mai 2011.
291 Seiten, Taschenbuch, 9,99 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Annett Bergk.

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