Eric Barnert & Michael Kibler (Hrsg.): Banken, Bembel und Banditen

Als ich diesen Titel las, war es für mich als gebürtige Frankfurterin natürlich ein Muss, diese Sammlung von Krimi-Kurzgeschichten, die alle im Rhein-Main-Gebiet spielen, zu lesen.

In meinen Augen sind Krimis in Form von Kurzgeschichten eine echte Herausforderung. Muss der Autor doch auf wenigen Seiten die Ausgangssituation, die Handlung und die Lösung erfassen, dabei ausreichend Spannung aufbauen und das Ganze noch in einem guten, passenden Schreibstil präsentieren. Schon allein deswegen haben Autor:innen von Kurzkrimis meine Hochachtung. Auch wenn es sicher nicht allen gleich gut gelingt. So treten doch immer wieder auch Stereotypen auf oder zu klassische Handlungsstrukturen.

Andere jedoch, ich meine hier die Autoren aus dem vorliegenden Band, darunter vor allem Uli Aechtner, Dieter Aurass, Ella Theiß und Fenna Williams, um nur eine Auswahl zu nennen, schaffen skurrile, spannende Geschichten mit witzigen Plotideen und überraschenden Auflösungen.

Besonders imponiert hat mir die Geschichte „Träumerei“ von Ella Theiß, auch weil sie in der sehr selten verwendeten zweiten Person Singular geschrieben ist, der „Erzähler“ also die Protagonistin durchweg direkt anspricht. Eine fesselnde und gelungene Methode, um die Geschichte der Putzfrau Aneta zu erzählen, die bereit ist, eine ihrer Nieren zu verkaufen, um Geld für die Renovierung ihres Elternhauses zu bekommen. Ohne zu spoilern kann ich verraten, dass sie an Betrüger und am Ende sogar in Lebensgefahr gerät.

In der Geschichte „Schlechte Presse“ von Ivonne Keller lernen wir mit den Worten der Protagonistin das Leben in einer geschlossenen Anstalt kennen. Auch hier ist die Handlung außerordentlich spannend und überraschend.

Eric Barnert wiederum wählt als Umfeld eines Mordes eine Boulebahn, was natürlich interessante Möglichkeiten hinsichtlich der Mordwaffe eröffnet. Mehr verrate ich hier nicht.

Erwähnen möchte ich dann noch die Geschichte „Folter – rede oder stirb“ von Dieter Aurass. Auch wenn man hier ab einem gewissen Punkt den Ausgang erahnen kann, ist die Geschichte sehr fesselnd, spannend und vor allem die Schilderung der Leiden und Gefühle des (gefolterten) Protagonisten ist so plastisch, dass man den armen Mann fast vor sich sehen kann.

Nicht immer finde ich Anthologien von Kurzkrimis empfehlenswert, für dieses Buch jedoch kann ich klar eine Leseempfehlung aussprechen. Die Geschichten machen Appetit auf längere Werke der jeweiligen Autoren.

Eric Barnert & Michael Kibler (Hrsg.): Banken, Bembel und Banditen.
Gmeiner, September 2020.
320 Seiten, Taschenbuch, 14,00 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Renate Müller.

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