„Unsere Sinne sind wie Schätze, die mehr oder weniger verschüttet sind und nur darauf warten, ausgegraben zu werden und uns zu überraschen.“ (S. 15)
Welchen Sinn zu verlieren bereitet dir am wenigsten Angst? Der effektvolle Color Splash springt dem Leser nicht nur auf dem Cover entgegen, sondern auch auf den Innenseiten der Klappumschläge. Genauso erfrischend wie das Cover ist dieser „Sinngeber“ (Ratgeber) geschrieben. Nur einen kleinen Deut spannender hätten die 366 Seiten für mein Empfinden – am liebsten in allseits geschätzter Storytelling-Manier – formuliert sein können.
Das Autorenpaar gewährt uns in ihrem kunterbunten Potpourri einen interessanten Einblick die große weite Welt unserer Sinne. Dabei präsentieren sie allerlei interessante Fakten, Studien, Erkenntnisse und sogar Spiele oder Rezepte (bspw. Apple Crumble, Pasta, Brot). Ein wahres Fest für die Sinne – auch dank der Tipps für Neuentdeckungen. Es gibt eine Audiothek mit sogenannten Fieldrecordings, wie Regen und Donnergrollen oder Schritte auf Waldboden. Oder ein Onlinearchiv für verschwindende Geräusche, wie z. B. eine analoge Schreibmaschine oder ein Wählscheibentelefon.
„Typisch gewürzte und kombinierte Gerichte aus der Kindheit und Familie können Trost spenden und vermitteln Geborgenheit, Sicherheit und Liebe.“ (S. 133)
In diesem Buch erhalten wir Antworten auf Fragen wie: Warum können wir Regen riechen, obwohl Wasser geruchlos ist? Sollte man Kindern Süßes verbieten? Führt die Pille zur Fehlentscheidung bei der Partnerwahl? Außerdem erfahren wir, wie uns Musik beim Autofahren beeinflusst und warum wir das Küssen nicht vergessen sollten. Oder auch, was genau eine Duftdusche oder das Geruchsgläschen „Oma to go“ ist.
In der Passage zur „Sucht nach Salz“ hätte ich mir allerdings ein wenig mehr Differenzierung gewünscht. Als Sinnes-Experten hätte man das Ursalz oder Meersalz als natürliche Alternative dem industriell verarbeiteten Koch-/Speisesalz vorziehen oder wenigstens erwähnen können. Außerdem fehlte mir beim Zuckerthema jegliche Information zu den sinnlichen Schattenseiten der unerwähnt gebliebenen Karamell-/Glukose-Fruktose-Sirup-Arten. Wenn man schon den Geschmack verbessern will, warum nicht gleich ganzheitlich denken und Tipps einfließen lassen zur Optimierung? Warum wird zum Geschmackstest Zimt und raffinierter Haushaltszucker genommen anstatt Rohrzucker?
Trotz meiner winzigen Kritikpunkte ist „Die Magie unserer Sinne“ eine empfehlenswerte Lektüre – ein wahrhaft kunterbuntes Potpourri – das uns mit auf eine informative Reise zur Wiederentdeckung unserer Sinne nimmt.
Dr. med. Ragnhild Schweitzer & Jan Schweitzer: Die Magie unserer Sinne: Warum wir ohne sie nicht lachen, lieben, leben können – Wie wir sie wiederentdecken und richtig nutzen.
Goldmann, April 2022.
400 Seiten, Taschenbuch, 14,00 Euro.
Diese Rezension wurde verfasst von Olivia Grove.