Arno Strobel: Fake

Patrick Dostert erzählt uns seine Geschichte. Eines Tages standen Polizeibeamte vor seiner Tür und beschuldigten ihn, eine Frau misshandelt und getötet zu haben. Es muss sich um einen Irrtum handeln, schließlich war Patrick am fraglichen Abend mit einem Kunden essen und ist überhaupt unschuldig. Doch der Kunde ist nicht aufzufinden, die chinesische Firma scheint nicht zu existieren. Es tauchen Videos auf, die ihn zeigen, wie er eine Frau auf der Straße beschimpft, wieder beteuert er seine Unschuld, besteht auf Gutachten, es scheint seine Stimme zu sein, aber das kann nicht sein.

Patrick erzählt uns eine Geschichte, die Geschichte eines Mannes, der mit immer weiteren Beweisen immer weiter in die Enge getrieben wird. Digitale Beweise in der Hauptsache. Arno Strobel spielt dabei sehr geschickt mit dem, was der Leser zu wissen glaubt und damit sind wir bei dem, was der Titel des Buches schon impliziert. Fake-News. Sie begegnen uns heute auf Schritt und Tritt. Gegeben hat es sie schon immer, schon die katholische Kirche hat im Mittelalter laut und gerne Geschichten verbreitet, auch in alteuropäischer Geschichte ist bekannt, dass Darstellungen grundsätzlich und immer mit der Geschichte des Erstellers gelesen werden sollen, Quellenanalyse ist so ziemlich das Erste, was einem dort eingebläut wird. Und hier kommen wir dazu, warum es heute immer noch und besser denn je funktioniert. Nicht alle Fakes werden bösartig in die Welt gesetzt. Viele beruhen auf Missverständnissen, Halbwissen oder Glaubenwollen. Heute ist es nur leider so, dass sich jede Nachricht ziemlich schnell ziemlich weit verbreiten kann. Unser Kopf weiß dass, ebenso wie er weiß, dass man heutzutage Videos und Tonspuren fälschen kann, von Bildern und Texten ganz zu schweigen. Mehr als 500 Jahre Buchdruck scheinen gereicht zu haben, dass wir zumindest Texte nicht länger unvoreingenommen begegnen. Bei Bildern und vor allem Videos scheint unser Unterbewusstsein noch nicht ganz so weit zu sein. Gepaart mit der weiten Verbreitung (was viele sagen, muss doch wahr sein), glauben wir dann ganz schnell das, was wir glauben sollen.

So ergeht es Patrick. So richtig fangen seine Probleme erst an, als sich das Video seines angeblichen Sündenfalls im Internet verbreitet, Freunde und Familie beginnen an ihm zu zweifeln und sich abzuwenden. Und so ergeht es auch dem Leser, wenn Arno Strobel zum Ende seiner Erzählung kommt.

Gelungener, spannender Thriller, den ich gerne gelesen habe.

Arno Strobel: Fake: Wer soll dir jetzt noch glauben?.
Fischer, August 2022.
368 Seiten, Taschenbuch, 15,99 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Regina Lindemann.

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