Bernhard Trecksel: Nebeljäger

Einst, vor Urzeiten, führten die Titanen einen gnadenlosen Vernichtungskrieg gegeneinander, der drohte, die Welt selbst zu vernichten. Buchstäblich in letzter Sekunde gelang es, die dunklen Götter in ihrem Treiben zu bremsen und die Titanen einzukerkern. Seitdem sind Jahrhunderte ins Land gegangen, Äonen, in denen die Menschen mit dem giftigen Odem, der ihre Welt seitdem durchzieht, zu leben und zu sterben gelernt haben. Nur streng magisch gesicherte Städte haben überdauert, jeweils angeführt von einem Archonten, der eifersüchtig über seine oder ihre Macht wacht. Einst waren sie tödliche Gegner. Die Sprache ist von Clach, dem Assassinen, der starb und als mächtige Untoter wieder aufstand. Und von Ormgair, einst ein Stammesführer, jetzt ein alter, ein mehr als zäher unbequemer alter Stammeskrieger.

Die Runde schließt Fennek Greskegard ab, der frühere Inquisitor, der sich zum Archonten aufgeschwungen hat. So unterschiedlich ihre Herkunft, so verbissen ihr Kampf mit- und gegeneinander auch war, jetzt haben sie alle nur eine Chance. Um die Wiederkunft der Titanen abzuwehren, und für das Wohl der Menschen müssen sie sich zusammenraufen und gemeinsam kämpfen …

Dark Fantasy, eine Unterabteilung der nach wie vor boomenden Fantasy-Sparte der Verlage, erfreut sich in letzter Zeit – glücklicherweise – wieder größerer Aufmerksamkeit. War es lange Zeit, nachdem K. E. Wagner und D. Gemmell von Bastei-Lübbe nicht länger verlegt wurden, doch ein wenig still geworden, begann die Renaissance der „Gritty Fantasy“ mit den Werken Joe Abercrombies. In der Nachfolge konnte auch Bernhard Trecksel wie schon zuvor sein Kollege M. M. Thurner bei Blanvalet eine entsprechende Trilogie unterbringen.

Trecksel macht es dabei seinen Lesern, zumindest auf den ersten Blick, nicht einfach. Die Welt, die er uns präsentiert ist vergiftet, die Menschen leiden, oder sind in den fünf Städten eingeschlossen, die Stände undurchlässig, der Klerus korrupt und sadistisch. Wahrlich keine Welt, in der man leben, oder sich aufhalten möchte. Aber eine Bühne, die, interessant trifft es wohl am besten, ist. Hier mischen sich schlafende Titanen-Götter mit Intriganten, Magier mit Assassinen, Inquisitoren mit Priestern. Sie alle treibt als Motivation in erster Linie ihr eigenes Wohl an, dazu gesellt sich als weiteres, sehr intensives Motiv die Rache.

Naturgemäß stehen die Kämpfe, martialische, sehr dezidiert beschriebene Gefechte, im Zentrum der drei Romane. Das Tempo ist ebenso hoch wie der Opfer, die es zu beklagen gibt. Allerdings werden Neueinsteiger in den Treckselschen Kosmos es schwer haben, der Handlung des Abschlußbandes zu folgen. Eine Zusammenfassung der bisherigen Geschehnisse fehlt leider, dazu werden dann aber doch diverse Kenntnisse vorausgesetzt um dem Plot folgen zu können. Dieser wird dann im Finale folgerichtig und letztlich befriedigend abschlossen.

Für Fans der Dark Fantasy bot die Trilogie eine rundum gelungene Geschichte voller Wendungen, Schlachten und Opfer – genau das, was wir bei der düsteren Fantasy suchen.

Bernhard Trecksel: Nebeljäger.
Blanvalet, November 2017.
512 Seiten, Taschenbuch, 16,00 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Carsten Kuhr.

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