Adam Brookes: Der chinesische Verräter

Verdammt lang her, dass ich einen Spionage Thriller gelesen habe. Aber ich vertraute mal einem Tipp des Buchhändlers meiner Wahl und hatte ein paar Tage Urlaub. Ich muss sagen, genau richtig! Der Roman besticht durch Aufbau und Spannung, Direktheit und gnadenloser Weltsicht. Eine, die, wie zu vermuten ist, zu den neuen Todsünden der Menschheit gehört: Cyberkrieg. Und die Gier der jeweiligen beteiligten Staaten, durch ihr Agentennetz Vorteile zu erlangen. Menschenleben sind dabei egal. Das große Ziel bleibt, wie bei alle diesen verrückten Entwicklungen im mörderischen Kapitalismus oder im China von heute, einen Vorteil vor der Konkurrenz zu haben. Mit der fragwürdigen Begründung, dass, wenn man es nicht selbst macht, tun es die anderen sowieso. Und so schaukelt sich das Ganze hoch. Wir befinden uns im China dieser Tage beim Ausbruch eines Gefangenen namens Peanut (ein Art Deckname), der im Jahre 1989 am 4 Juni bei den Unruhen auf dem Tiananmen Platz gefangen und eingekerkert wurde. Irgendwo in einer staubtrockenen Wüste, zig Kilometer von der nächsten Stadt. Der normale Weg ist, hier zu sterben. Doch Peanut wurde nicht gebrochen, ihm gelingt nach zwanzig Jahren eine unglaubliche Flucht.

Dieser Peanut war vor den Unruhen ein angeheuerter Agent des britischen Geheimdienstes. Den Kontakt nimmt er wieder auf und zieht gleichzeitig einen chinesischen Raketentechniker wieder mit ins Boot, mit dem er damals schon subversiv gearbeitet hat, und der ihm noch einen mächtigen Gefallen schuldet. Der scheißt sich zwar vor Angst in die Hose, hat aber keine Wahl und verschafft Peanut Dokumente, die so brisant sind, das bei falscher Beurteilung Weltkriegsgefahr besteht. Wir lernen nun den britischen Geheimdienst näher kennen und die Operation wird fortan aus London begleitet. Es gibt Mittelsmänner, Teilinformierte und natürlich bekommt durch irgendein Leck (Sex,  was sonst) ausgerechnet aus Amerika, die chinesische Spionageabwehr Wind, was Ihnen da gecloud wurde. Und die Jagd beginnt.

Ein Journalist, locker wie man so etwas aus James Bond Filmen kennt, gerät zwischen die Fronten und bezahlt sein Mitmachen fast mit dem Leben. Und eine Botschaft ist nicht zu vergessen, denn  die privaten, still vor sich hin arbeitenden software – Schmieden in aller Welt, eben vor allem in den USA, sind natürlich ihrerseits beteiligt und mischen skrupellos mit. Auf der zweiten Ebene lernt man aus der Beschreibung von oder aus dem Bauch der Megacity Peking mit ihren hundert Millionen Einwohnern, wie krank diese Stadt ist. Hier prallt die kapitalistische Glitzerwelt auf bitterste Armut, und das im todbringenden Smog eisiger Winter. Furchtbar beschrieben, da will ich nie hin! Also, wenn mal einer Bock hat und gern früher John le Carre‘ oder Frederick Forsyth gelesen hat und sich auch heute an John Winslow erfreuen kann, der liegt mit diesem Buch richtig!

Adam Brookes: Der chinesische Verräter.
Suhrkamp, September 2019.
402 Seiten, Taschenbuch, 15,95 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Fred Ape.

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