Die neunjährige Runa wird 1884 in das Hopital de la Salpêtrière – die berühmte Nervenheilanstalt unter der Leitung von Jean-Martin Charcot – eingeliefert. Dort soll sie als Paradebeispiel für das weit verbreitete Frauenleiden namens Hysterie herhalten. Aber das kleine Mädchen trotzt allen Bemühungsversuchen Charcots. Da wittert der Medizinstudent Jori Hell seine Chance, an den ersehnten Doktortitel zu gelangen, indem er das bis dahin Undenkbare vorschlägt: Als erster Mediziner der Welt will er dem Mädchen den Wahnsinn aus dem Gehirn schneiden. Doch schon bald bereut er seinen kühnen Vorschlag – und das nicht nur, weil sich die Wetteinsätze gegen ein Gelingen seines Experiments häufen…
Vera Buck liefert mit ihrem Debut nicht nur einen hervorragend recherchierten, detailreichen Wissenschaftsroman in dem man viel erfährt über die triste Lebenswirklichkeit in einer Nervenanstalt des 19. Jahrhunderts, den erschreckenden Alltag der Patienten sowie die vorherrschende Brutalität und Unbarmherzigkeit seitens der Pfleger.
Nein, das Buch entwickelt sich zunehmend zu einem bildgewaltigen, fesselnden Thriller. Dabei sollte man sich von dem recht zähen Beginn nicht abschrecken lassen. Und auch die vielen Figuren, die den Roman bevölkern und zunächst nicht so ganz in Einklang zu bringen sind fügen sich nach und nach perfekt zusammen. Denn jede dieser Figuren hat ihre eindeutige Bestimmung in der Geschichte, ist wichtig, für das erschreckende Finale.
Für mich ist “Runa” eines der besten Bücher des Jahres 2015.
Vera Buck: Runa.
Limes, August 2015.
608 Seiten,Gebundene Ausgabe, 19,99 Euro.
Diese Rezension wurde verfasst von Nadine Roggow.