Der kleine Schermausjunge Sylvan kann es kaum erwarten, den schützenden Bau der Mutter zu verlassen und endlich die große, weite Welt dort draußen kennenzulernen. Aber er und seine drei Geschwister Orris, Aven und Fern müssen gleich am ersten Tag in der Wildnis lernen, dass dort draußen nicht nur nette Wesen hausen. Sie werden von einem großen schwarzen Jäger angegriffen, der es auf Beute abgesehen hat. Die Mutter bringt ihnen aber auch noch bei, immer auf den Großen Fluss zu vertrauen. Der nährt sie und schützt sie, wer bei ihm bleibt, ist sicher. Als die Mutter in der Nacht nach einem Kampf mit dem schwarzen Ungeheuer verschwindet, sind die Jungen ratlos. Was sollen sie tun? Das Auftauchen der Konkurrentin Valera macht ihnen die Entscheidung nicht gerade leichter …
Angelegt für ein nach Verlagsangaben Publikum von neun bis elf Jahren, ist „Aufbruch ins Ungewisse“ doch eine eher seltsame Lektüre. Für die Zielgruppe finden sich zum Einen viel zu wenige Ereignisse zwischen den Seiten, zum Anderen treffen sie auf Ratten, die nicht einmal die deutsche Sprache vernünftig beherrschen, was bei Kindern, die selbst noch lernen, sicher nicht immer förderlich ist. Schon allein deshalb ist Tom Moorhouse‘ Buch sicher nicht der weltbeste Kinderroman, den es gibt. Er hat aber definitiv auch nette Aspekte.
So beispielsweise die Beschreibung der kleinen Schermäuse. Immer wieder wird auf arttypisches Verhalten und die Unterschiede zwischen Männchen und Weibchen eingegangen. Weibchen suchen sich ein Territorium und verteidigen dieses. Hier bekommen sie Junge und setzten Marken, um die Grenzen aufzuzeigen. Männchen streifen durch die unterschiedlichsten Territorien, suchen sich aber selten ein Eigenes. Einzelgänger scheinen sie allesamt zu sein. Die hier beschriebenen Mäuse sind noch jung und lernen ebenjenes Verhalten von Grund auf. Die Unterschiede zwischen den beiden Schwestern Aven und Fern gegenüber ihren Brüdern Orris und Sylvan werden dabei sehr schön deutlich.
Etwas schwierig für eine Altersgruppe ab neun Jahren fand ich die Sage rund um Sinethis, den großen Fluss, an dem die Schermäuse leben. Hier kommt es zu komplizierteren Verkettungen und Namen, die für etwas anderes stehen. Ich würde dieses Buch erst ab etwa elf Jahren empfehlen. Eine frühere Lektüre eignet sich vielleicht im gemeinsamen Lesen mit den Eltern.
Der Text ist manchmal bebildert mit Zeichnungen von Felix Scheinberger. Diese sind nicht immer gelungen, wirken manchmal sogar ein wenig wie Karikaturen. Alles in allem mögen sie aber dazu beitragen, die eigene Fantasie von Kindern anzuregen.
Insgesamt betrachtet ist „Aufbruch ins Ungewisse“ kein Meilenstein der Kinderliteratur, noch nicht mal ein sehr gutes Tierbuch. Es bleibt ein nettes Buch zurück, dessen Sprüche manchmal zum Schmunzeln anregen, das mir allerdings keinesfalls in Erinnerung bleiben wird!
Tom Moorhouse: River Singers 01: Aufbruch ins Ungewisse.
rororo, Mai 2014.
224 Seiten, Gebundene Ausgabe, 12,99 Euro.
Diese Rezension wurde verfasst von Janine Gimbel.