Terézia Mora wurde 1971 in Ungarn geboren, aktuell lebt sie in Berlin. Für ihre Werke, die sie in Deutsch schreibt, bekam sie u.a. den Ingeborg-Bachmann-Preis (1999), den Deutschen Buchpreis (2013) und den Georg-Büchner-Preis (2018). Außerdem arbeitet sie als Übersetzerin ungarischer Werke ins Deutsche.
Für das Tage- und Arbeitsbuch „Fleckenverlauf“ wollte sie sieben Jahre ihres Lebens, vom 43. bis zum 50. Lebensjahr, dokumentieren. Das veröffentlichte Experiment umfasst nun die Zeit von 2014 bis 2020. Terézia Mora gewährt den Lesenden Einblick in ihre Alltags- aber auch in ihre Schriftstellerinnenwelt.
Dabei sammelt sie Momentaufnahmen vom Tag, Skizzen und Gedanken für ihre Bücher (u.a. die Kopp-Trilogie oder Die Liebe unter Aliens) und Begegnungen, aber immer wieder auch Gejammer über Schreibbe- und verhinderungen, Reisestress und Krankheiten.
Ihre Notizen sind nicht immer einfach zu lesen. Anders als Moras Prosa kann ich dieses Arbeitsbuch nicht in einem Rutsch durchlesen. Als Lesende brauche ich immer mal wieder Tage Zeit zwischendurch, bevor ich die nächsten Seiten in Angriff nehme. Das liegt zum einen daran, dass Mora ihre Einträge unter den einzelnen Daten oft kurz hält, so dass sich ein fortlaufender Lesefluss bei mir nicht einstellt. Und zum anderen daran, dass die Inhalte so unterschiedlich sind. Mal sind es ihre persönlichen Befindlichkeiten, mal sind es Kommentare zum Literaturbetrieb, mal sind es Überlegungen zu Figuren oder Themen für Erzählungen oder Romane, mal ist es ein Brief an einen Freund etc. Genau diese Einträge machen jedoch ein Tage- und Arbeitsbuch aus. Zum Lesen für eine andere Person als die der Schreibenden ist es aus meiner Sicht, anders als Tagebücher anderer Schriftstellerinnen und Schriftsteller, eher nicht geeignet. Das könnte auch daran liegen, dass Mora (wie sie in dem im Anhang zum Buch aufgeführten Gespräch mit dem Lektor Klaus Siblewski sagt) das Arbeits- und Tagebuch zunächst nicht für die Öffentlichkeit geschrieben hat. „Fleckenverlauf“ ist ein sehr persönliches Zeitdokument geworden.
Was mir allerdings in Erinnerung bleibt, sind der schöne Titel und der kleine Einblick, wie Terézia Mora als Schriftstellerin arbeitet. Wie sie sich Themen und Figuren erdenkt und was für eine starke Formuliererin sie ist. Und ihre Fotos.
So gibt es von mir am Ende nur eine halbherzige Leseempfehlung für „Fleckenverlauf“, das eher für eingefleischte Terézia Mora Fans ein Muss ist.
Terézia Mora: Fleckenverlauf: Ein Tage- und Arbeitsbuch.
Luchterhand Literaturverlag, September 2021.
288 Seiten, Gebundene Ausgabe, 22,00 Euro.
Diese Rezension wurde verfasst von Sabine Sürder.