Einen Neuanfang wagen, eine Karriere nach der Karriere planen … wer möchte das nicht, wenn gerade das Ende einer Sackgasse erreicht worden ist?
Für Florence Green ist so ein Punkt des Stillstands gekommen, als ihr Mann stirbt. Seit acht Jahren wohnen sie in Hardborough.
„Der Ort selbst war eine Insel zwischen Meer und Fluß; er zog sich mürrisch in sich zusammen, sobald er die Kälte spürte.“ (S. 15). Hier wird schon lange ein Stillstand gepflegt, der sogar den Fischhändler zur Aufgabe zwingt. Inzwischen gibt es so gut wie keine Geschäfte mehr, und das Geldverdienen ist schwierig geworden. Die über fünfzigjährige Florence will in dieser Trostlosigkeit nicht nur für sich ein Zeichen der Hoffnung setzen. Deshalb investiert sie ihr gesamtes Vermögen in das leer stehende, nur von einem Klopfgeist bewohnte „Old House“. Während ihre Planung Formen annimmt, lernt sie Mrs. Gamart, die First Lady und deren eigenwillige Ideen vom Old House kennen. Statt einer Buchhandlung würde doch viel besser ein Kulturhaus zum Ort passen, meint Mrs. Gamart, und sie habe konkrete Vorstellungen, wer für sie arbeiten solle.
Florence beschließt, ihren eigenen Traum zu verwirklichen. Im Laufe der nächsten Monate geben ihr die Verkaufszahlen recht, und ihre junge Aushilfe Christine entwickelt sich zu einer guten Stütze. Doch dann bekommt sie Konkurrenz von einer Buchhandlung, die gerade im Nachbarort neben einer Tankstelle aufgemacht hat.
Die preisgekrönte Autorin Penelope Fitzgerald (1916 – 2000) hat ihren zweiten Roman „Die Buchhandlung“ 1978 veröffentlicht. Als Sechzigjährige begann sie ihre zweite Karriere als Schriftstellerin. Ihre eigenen Erfahrungen als Buchhändlerin hat sie vermutlich in ihrem Roman einfließen lassen. In prägnanten Szenen voller Symbolik treffen archetypische Charaktere aufeinander. Auf der einen Seite stehen die armen Vertreter der ideellen Werte, auf der anderen Seite Reichtum und eine von der Eitelkeit geprägte Politik, die eine Region beiläufig in Sippenhaft zu nehmen scheint. In dem Mikrokosmos Hardborough haben Kämpfernaturen einen besonders schweren Stand. Vertritt Florence die ältere Generation, steht die zehnjährige Christine beispielhaft für eine von fremder Hand festgelegte Zukunft. Der Kampf zwischen David und Goliath wird in diesem kurzweiligen Roman exemplarisch von zwei Frauen und einem Kind ausgetragen. Symbolisch geht es nicht nur um Bücher sondern schlicht und ergreifend um alles.
Penelope Fitzgerald: Die Buchhandlung (1978).
Insel Verlag, Dezember 2014.
164 Seiten, Taschenbuch, 8,00 Euro.
Diese Rezension wurde verfasst von Sabine Bovenkerk-Müller.