Nana Kwame Adjei-Brenyah: Friday Black: Storys

Nana Kwame Adjei-Brenyah (Jahrgang 1990) ist der Sohn ghanaischer Eltern, die in die USA eingewandert sind. Dort studierte er Fine Arts. Heute unterrichtet er Creative Writing. Mit „Friday Black – Storys“ veröffentlichte er 2018 sein Debüt. Am 27. April 2020 sind die Short-Storys nun im Penguin Verlag in einer Übersetzung von Thomas Gunkel erschienen.

Und das Buch beginnt mit einem Paukenschlag. In „Die Finkelstein Five“ erzählt Nana Kwame Adjei-Brenyah die Geschichte von Emmanuel und seiner Schwarzheit, die er, „wenn er eine Krawatte und gute Schuhe trug, immerfort lächelte, in Zimmerlautstärke sprach und die Hände eng und ruhig am Körper herabhängen ließ“, auf einer Skala von 1 bis 10 auf 4,0 verringern konnte. Emmanuel bereitet sich auf ein Vorstellungsgespräch  vor, kurz nachdem in South Carolina ein weißer, mittelalter Mann vor einer Bücherei fünf schwarze Kinder mit einer Kettensäge köpfte, weil er sich von ihnen bedroht fühlte. Der Mann wird freigesprochen. Das löst eine Welle von Gewalttaten zwischen Weißen und Schwarzen aus. Und auch Emmanuel gerät in den Strudel der brutalen Übergriffe. Adjei-Brenyah bündelt in dieser Geschichte den Alltagsrassismus in den USA auf schockierende, realistische Weise.

Und darum geht es auch in den anderen Geschichten. Und um Gier und Hass. So beschreibt er in der titelgebenden Story „Friday Black“ das rücksichtslose und menschenunwürdige Konsum-Gemetzel an den US-amerikanischen Black Fridays, die inzwischen auch hierzulande massenhaft Käufer*innen in die Shoppingtempel locken. Oder der makabere Park zur „Interaktiven Rechtsausübung“ in „Zimmer-Land“, in dem Kunden Spieler in Kampfanzügen gnadenlos abknallen können, um „in betreuten Gefahrensituationen etwas über sich zu lernen“. Dabei setzt Adjei-Brenyah als erzählerische Form Dystopie und Science-Fiction ein. Das macht die Geschichten jedoch nicht harmloser. Wie z.B. in der Story „Durch den Blitz“ , in der sich die Menschen auf einer radioaktiv verseuchten Welt in einer Endlosschleife von Gewalt und Krieg befinden. Als Lesende kann einem bei dieser Zukunft der Menschheit nur Angst und Bange werden.

Nicht alle der zwölf Short-Storys sind so stark geschrieben wie „Die Finkelstein Five“, aber allen ist gemein, dass sie die Vereinigten Staaten von Amerika in düsteres Licht tauchen. Für junge Schwarze ist es nicht (und war es nie) das Land der unbegrenzten Möglichkeiten, sondern das Land des Rassismus und der Diskriminierung, der fehlenden Chancen. Das entspricht so gar nicht den verrückten Superlativen aus dem Munde des derzeitigen Präsidenten dieses Landes, das einmal Garant für Frieden, Freiheit und Demokratie in der Welt war.

Liest man Nana Kwame Adjei-Brenyahs „Friday Black“, so steht es schlecht um die USA, schlechter als man es für möglich gehalten hat.

Nana Kwame Adjei-Brenyah: Friday Black: Storys.
Penguin Verlag, April 2020.
240 Seiten, Gebundene Ausgabe, 20,00 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Sabine Sürder.

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