Ein Freund aus alten Tagen, Henry Jasper, bittet Sherlock Holmes um Hilfe: Seine Tochter wurde entführt. Der englische Detektiv reist daraufhin nach Hamburg, um sich vor Ort um den Fall zu kümmern. Dabei gerät er in ein Abenteuer, das seinen Ursprung in einer indischen Legende und in der Cholera-Epidemie von 1892 zu haben scheint.
Als großer Sherlock Holes Fan reizte es mich zu erfahren, wie – 88 Jahre nach Erscheinen der letzten Sherlock Holmes Erzählung von Sir Arthur Conan Doyle – der große Meisterdetektiv von Michael Buttler in Szene gesetzt wird. Mein Resumé: Die Geschichte ist ansprechend und in großen Teilen spannend erzählt. An das Original reicht sie jedoch leider nicht heran. Vor allem die Charakterisierung von Dr. Watson hat mich gestört. Er wird als viel zu forsch geschildert, bisweilen meint man gar, er fühle sich Sherlock Holmes überlegen. Auch seine Sprache erschien mir oft ruppig und gar nicht so distinguiert, wie man es von ihm gewohnt ist.
Und warum verlegt man die Handlung nach Hamburg? Weil sich der Autor hier besser auskennt? So scheinen seine Jacobi-Ratten nur ein billiger Abklatsch der Baker-Street-Boys und die Handlung erinnert stellenweise eher an „Emil und die Detektive“.
Auch hätten der Geschichte einige Kürzungen gut getan. Die erste Entführung von Alice erweist sich nämlich als mehr oder minder wirkungslos. Insgesamt eine nette Urlaubslektüre – mehr aber auch nicht.
Michael Buttler: Sherlock Holmes und die indische Kette.
Blitz Verlag, April 2015.
316 Seiten, Taschenbuch, 12,95 Euro.
Diese Rezension wurde verfasst von Nadine Roggow.