Maxim Leo: Der Held vom Bahnhof Friedrichstraße

Michael Hartung, Besitzer einer schlecht laufenden Videothek, wird durch einen Journalisten mit einem (fiktiven) Vorfall konfrontiert, an dem er in den 80er-Jahren beteiligt gewesen war. Damals soll er eine Weiche so gestellt haben, dass ein Zug mit 127 Menschen am Bahnhof Friedrichstraße unbehelligt von Ost- nach West-Berlin fuhr.

Der Journalist möchte daraus zum 30. Jahrestag des Mauerfalls ein Heldenepos schreiben – allerdings hat das Ganze einen Schönheitsfehler: Hartung war damals nur rein zufällig an dem Vorfall beteiligt. Ganz sicher hat er nicht freiwillig 127 Menschen die unverhoffte Flucht in den Westen ermöglicht. Doch solche Feinheiten sind dem Journalisten, der nur seinen Ruhm vor Augen hat, herzlich egal. Das Drama bis hin zu einer Rede, die Hartung im Deutschen Bundestag halten soll, nimmt seinen Lauf.

Maxim Leos Roman hätte eine treffende Medienkritik werden können oder auch eine nachdenklich stimmende Betrachtung, wie wir uns mit Wahrheiten, Halbwahrheiten und schlichen Lügenkonstrukten die deutsche Geschichte zusammenzimmern.

Das alles ist er nicht. Er ist ein manchmal amüsanter, manchmal aber auch etwas banaler Unterhaltungsroman mit einigen Längen, der seinem offenkundigen Anspruch nicht gerecht wird.

Maxim Leo: Der Held vom Banhof Friedrichstraße.
Kiepenheuer&Witsch, Februar 2022.
304 Seiten, Gebundene Ausgabe, 22,00 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Andreas Schröter.

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