Mary Millers Debütroman ist ein typisches Roadmovie, das von Alabama bis nach Kalifornien führt.
Die pubertierenden Schwestern Jess und Elise begleiten ihre Eltern auf dem Rücksitz ihres Familienautos. Tag für Tag lassen sie viele Meilen hinter sich, konsumieren Fast Food an Autobahnraststätten, decken sich mit Süßigkeiten ein, übernachten in Motels und wenn es sich ergibt, verteilen sie ihre religiösen Flyer.
Für die Eltern ist der Trip eine Mission zur Weltrettung.
Dass der Vater schon wieder arbeitslos ist, wird von den Eltern negiert.
Die siebzehnjährige Elise beschäftigt sich während der Fahrt unentwegt mit ihrem Handy. Sie verschweigt, dass sie schwanger ist, denn die Eltern glauben, dass ihre Töchter streng nach ihren religiösen Grundsätzen leben, in denen Sex vor der Ehe tabu ist.
Die vierzehnjährige Jess, aus deren Sicht der Roman geschildert wird, plagt sich mit Minderwertigkeitskomplexen herum. Sie will endlich auch einmal wie ihre Schwester im Mittelpunkt stehen, schön sein, von den Jungs angehimmelt werden.
Nachts, wenn die Eltern sich nach dem Abendgebet zurückziehen und auch ihre Kinder in ihren Motelzimmern wähnen, feiern die Mädchen mit ihren Zufallsbekanntschaften – meist jungen, männlichen Motelgästen, wilde Parties mit Alkohol und Drogen.
Süßer König Jesus wirft einen wunderbar treffenden Blick auf eine jener amerikanischen Familien, deren Lebensform von allgegenwärtiger Bigotterie mit indoktrinierter Moral geprägt ist. Die Sprache des Romans liest sich so lebensecht, als ob die Protagonistin Jess direkt neben einem sitzt und ihre Geschichte erzählt.
Mary Miller: Süßer König Jesus.
Metrolit, September 2013.
256 Seiten, Gebundene Ausgabe, 19,99 Euro.
Diese Rezension wurde verfasst von Annegret Glock.
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