Sériol, 1308: Als die junge Alissende mit ihren beiden jüdischen Begleitern in dem Dörfchen landet, möchte sie nichts lieber als bleiben. Denn ihre Begleiter, in deren Haus sie bisher gearbeitet hatte, sind auf der Flucht und Alissende möchte einfach nur zur Ruhe kommen. Sie findet eine Anstellung als Magd und in Paul, dem Sohn des Hausherren, bald einen guten Freund. Auch der Hirte Simon hat es ihr angetan und es sprießen zarte Liebesgefühle. Doch dann wird das Glück jäh in Aufruhr gebracht. Der Bischof Durand hat ein Auge auf die Geschehnisse des Dorfes geworfen und es zeigt sich, dass viele der Bewohner mehr oder minder heimlich der verfolgten Glaubensgemeinschaft der Katharer angehören. Als plötzlich ein Großteil der Bürger festgenommen wird, bleibt Alissende mit einer Schar Kinder zurück.
Liv Winterbergs historische Romane kommen meist ohne Klischees, dafür aber mit toll erzählten Geschichten und gut ausgearbeiteten Figuren daher. So ist es auch bei „Der Klang der Lüge“, nur dass hier noch die ein oder andere Länge in der Handlung hinzugefügt werden muss. Diese fallen allerdings nicht negativ ins Gewicht, denn die Autorin versteht ihr Handwerk und schafft es immer wieder, die Geschichte interessant weiterzuführen.
Da Alissende in der Dorfgemeinschaft eine Außenstehende ist und auch sonst bisher keinen Kontakt mit Katharern hatte, kann man sich mit ihr gemeinsam auf die neuen Erkenntnisse einlassen. Meistens wird aus ihrer Perspektive erzählt, aber es werden auch Blicke auf den jungen Paul, Alissendes Liebsten Simon und den Bischof geworfen. So erhält man ein gutes Rundumbild der Gesamtsituation und weiß über die Beweggründe der Figuren immer Bescheid, ohne dass die Spannung dabei verlorengeht.
Gelungene historische Unterhaltung, die zwar nicht den Literaturnobelpreis verdient, aber sicher für so manchen unterhaltsamen Nachmittag sorgen kann.
Liv Winterberg: Der Klang der Lüge.
dtv, August 2014.
400 Seiten, Taschenbuch, 16,90 Euro.
Diese Rezension wurde verfasst von Janine Gimbel.