Klaus Englert: Wie wir wohnen werden: Die Entwicklung der Wohnung und die Architektur von morgen

Wohnen ist ein Grundbedürfnis. Es korreliert mit unserem Bedürfnis nach Schutz und Geborgenheit, aber auch immer mehr mit unserem Wunsch nach Individualität und nach Repräsentation – Wohnungen sind ein Spiegel unseres Lebensstils. Zudem verbringen wir auch einen großen Teil unseres Lebens im privaten Umfeld – das ist der Ort, wo wir uns erholen, soziale Beziehungen ausleben, Interessen pflegen

Grund genug, sich mit den Wohnungen von morgen zu beschäftigen, könnte man meinen. Doch in seinem Buch „Wie wir wohnen werden“ setzt Klaus Englert den Fokus auf die Probleme, die mit steigendem Wohnraumbedarf immer dringlicher werden.

Guter Wohnraum wird teurer. Vor allem in den großen Städten haben international agierende Immobilieninvestoren das Gewinnpotential von Bebauungsflächen erkannt und ständig steigende Mieten verschärfen die Wohnungsnot. Vor allem an den Rändern der Städte entstanden Wohnwüsten – Einfamilienhaussiedlungen ohne Infrastruktur – oder einfallslose Neubaugebiete. Somit wird Wohnen zum sozialen Problem. Im Vorwort zum Buch umreißt Klaus Englert „die Misere des Wohnungsmarktes“.

Englert beschreibt in seinem Buch Möglichkeiten, diesem verhängnisvollen Trend entgegenzuwirken. Er trägt Projekte aus aller Welt zusammen, zeigt zum Beispiel, wie es gelingen kann, monotone Satellitenstädte in lebenswerte Orte umzuwandeln, welche Möglichkeiten Wohngenossenschaften bieten oder stellt gelungene Beispiele für betreutes Wohnen vor.

Neben den sozialen Aspekten berührt unsere Bautätigkeit auch verschiedene Umweltaspekte. Der Architekt Werner Sobek sagt im Gespräch mit dem Autor: “Ein deutscher Bürger verfügt im Durchschnitt über 450 Tonnen Baustoffe.“  Die Hälfte davon wird im Hochbau verwendet und viele Rohstoffe werden knapp. Es gilt, nachhaltig, ressourcenschonend und recyclinggerecht zu bauen und gleichzeitig der fortschreitenden Versiegelung von Boden entgegenzuwirken. Wir werden uns aber auch daran messen lassen müssen, inwieweit es uns gelingt, energieeffizient zu bauen und zu wohnen. Wie das gehen kann, zeigt Klaus Englert an ausgewählten Beispielen: Wohnhäuser auf Stelzen, wie der Silodam-Wohnblock im Amsterdamer Hafenbecken, schwimmende Studentenwohnungen aus ausrangierten Frachtcontainern im Nordhafen von Kopenhagen, Minihäuser oder Werner Sobeks Aktivhaus, welches keine Energie verbraucht, keine Emissionen abgibt und vollständig recyclebar ist.

Die Auflistung ist sicher nicht vollständig und manche der beschriebenen Projekte stecken noch in der Testphase. Doch – und das wird im Buch deutlich formuliert – eine Wende hin zu nachhaltigem Wohnen wird nur geschehen, wenn alternative Wohnformen breite Akzeptanz finden. Information ist ein Weg dahin.

Klaus Englert: Wie wir wohnen werden: Die Entwicklung der Wohnung und die Architektur von morgen.
Reclam, Februar 2021.
221 Seiten, Taschenbuch, 12,00 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Jana Jordan.

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