„Leeres Versprechen“ erzählt die Geschichte der westfälischen Bauernfamilie Baumann, die 1764 auf ein Versprechen eines österreichischen Werbers hereinfällt und voller Hoffnung aus Attendorn und der Armut nach Österreich auswandert. Erzählt ist die Geschichte aus der Sicht des Sohnes Kaspar, der seit einem Unfall in der Kindheit Angst vor Wasser hat und leicht verkrüppelt geblieben ist. Er versucht das durch Bildung zu kompensieren, die er bei benachbarten Mönchen erwirbt.
Bei der Geschichte selbst bin ich ein wenig zweigeteilt. Das hier ist eines der Bücher, bei denen die Autorin alles richtig gemacht hat, die Geschichte aber trotzdem nicht zündet. Trotz Not und Tragödien, Sympathie tragender Kinder und einem durchdachten Protagonisten blieb mir die Geschichte insgesamt zu glatt, viele Spannungsstellen zu konstruiert und zu leicht durchschaubar. Das große Plus des Romans war für mich jedoch die beschriebene Zeit und Problematik. Erhebliche Schwierigkeiten hatte ich bei der historischen Einordnung. Ich hatte den Klappentest irgendwann mal gelesen, normalerweise kann ich anhand der Geschehnisse ganz gut Einordnen, wann ich mich ungefähr befinde, ohne dass es andauernd gesagt wird. Hier ging das jedoch nicht. Als die Geschichte begann, hätte ich aufgrund der Mönche und anderer Dinge auf Hochmittelalter getippt und war völlig irritiert durch das Auftauchen von Österreich und seiner Kaiserin. Auch nach dem Ende der Geschichte beschleichen mich leise Zweifel, ob die Klöster zur beschriebenen Zeit noch so groß, verbreitet und quasi in aller Munde waren, aber die Neuzeit ist nicht mein Fachgebiet. Leider tauchten noch mehr solche Zweifel an verschiedenen Stellen auf und normalerweise ist das ein Zeichen dafür, dass die Protagonisten an sich aus ihrer Zeit fallen. Ja, die Bauern waren teilweise arm, ja es gab große Auswanderungswellen, aber den Baumanns ist außer der Tatsache, dass sie überhaupt selbstständig entscheiden konnten, zu gehen, wenig davon anzumerken, dass die großen Bauernkriege bereits Vergangenheit sind.
Ein ganz klares Manko dieses Hörbuchs war jedoch die Lesung selbst. Patrick Tillmans liest zwar deutlich und gut betont, aber irgendwie bringt er es fertig, jeden dritten Satz von Kaspar so zu betonen, dass er künstlich rüberkommt. Und das liegt nicht immer nur an den Sätzen. So hört sich Kaspar immer wieder an wie ein Klugscheißer, so hat ihn die Autorin aber ganz klar gar nicht angelegt. Spannung schlägt sich in der Stimme nur selten nieder, ich glaube sogar, dass die Schwächen es Romans beim Buch gar nicht so deutlich hervortreten würden.
Evelyn Barenbrügge: Leeres Versprechen, gelesen von Patrick Tillmanns.
Action-Verlag, Juni 2014.
Hörbuch-Download, 12,99 Euro.
Diese Rezension wurde verfasst von Regina Lindemann.