Elisabeth Elo: Die Frau, die nie fror

eloWenn es um die Erziehung seiner einzigen Tochter Pirio geht, kennt Milosa Kasparov, ein ehemaliger Zuhälter, keine Kompromisse. Wenn ihre Freunde verletzt sind, erinnert sich Pirio stets an seine Lehren.
„Keine Macht der Welt könnte eine Krankenschwester aus mir machen. Ich bin eine Kasparov. Wenn ich als Kind mal einen Kratzer oder eine Prellung hatte – einmal sogar einen gebrochenen Arm -, wies Milosa gern darauf hin, dass Sympathie im Wörterbuch direkt zwischen Scheiße und Syphilis steht.“ (S. 247)
Bald soll Pirio den von ihren Eltern aufgebauten Parfum-Konzern übernehmen, weil ihre Mutter bereits seit zwei Jahrzehnten tot ist und ihr Vater im Sterben liegt. Als routinierte Rebellin nimmt sie ihre Arbeit im Familienkonzern nicht so ernst, wie sie sollte. Statt dessen fährt sie lieber mit ihrem Freund Ned zum Fischen hinaus auf das Meer. Sie geraten in einen dichten Nebel und werden von einem Containerschiff gerammt. Obwohl Pirio über vier Stunden im eiskalten Wasser treibt, überlebt sie den Schiffbruch. Nun gilt sie als medizinisches Wunder, eine Berühmtheit mit den Namen „der Schwimmer“. Doch bei dem Versuch, die Hintergründe des Schiffbruchs herauszufinden, entdeckt sie einen international agierenden Verbrecherring, der ihr unstetes Leben in Gefahr bringt.
Die Autorin Elisabeth Elo, geboren 1956 und wohnhaft in Boston, hat in ihrem Debüt alles eingebaut, was ein gutes Buch benötigt: eine starke geheimnisvolle Frau mit ungewöhnlichen Fähigkeiten, besondere Charaktere, fiese Jungs, Korruption, Superreiche mit Killerambitionen, Ausbeutung von Walen und eine konfliktreiche Familiengeschichte.
Aus der Perspektive der Ich-Erzählerin nimmt der Leser gern an Pirios Abenteuern teil. Eine klare Sprache und die Aneinanderreihung kleiner Spannungsbögen sorgen für eine entspannte Lektüre. Nicht ausgeführte Andeutungen im Hinblick auf Pirios Jugend und ein teilweise offenes Ende könnten auf Fortsetzungen hinweisen. Interessant wären diese für Leser, die ruhige Fahrwasser bevorzugen und trotzdem nicht auf brisante Themen verzichten wollen.

Elisabeth Elo: Die Frau, die nie fror.
Ullstein, Februar 2014.
512 Seiten, Gebundene Ausgabe, 19,99 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Sabine Bovenkerk-Müller.

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