Ashley Shuttleworth: A Dark and Hollow Star

Seit Jahrhunderten leben sie unerkannt und unbemerkt neben den Eisengeborenen. Einzig die Märchen und Sagen erwähnen sie, ihre Wechselbälger und ihre Höfe. Die Rede ist von den vier Völkern der Feen. Schon vor langer Zeit wurde ein Pakt geschlossen – mittels Magie sind sie seitdem gebunden, den Menschen nicht zu schaden. Mischwesen aus Feen-Menschen-Verbindungen gibt es kaum, die alte Sitte der Wechselbälger stirbt aus.

Die Welt könnte also getrost weiter vor sich hin dämmern, die Menschen sich ihrer Jagd nach Reichtum und Macht hingeben, die Feen ihre Ränkespielchen treiben – wenn, ja, wenn nicht Morde, die offensichtlich von einem Reaper verübt wurden, die Menschen- wie die Feenwelt erschüttern würden. Kann es sein, dass der Täter aus dem Herz seiner Opfer den Stein der Weisen schaffen will? Ein einziges Mal wurde versucht, einen Stein der Weisen zu erschaffen – etwas, das die Höfe der Feen so verängstigt hat, dass sie die Alchemie verboten haben.

Vier ganz unterschiedliche Feenwesen machen sich an die undankbare Aufgabe, entgegen dem aktiven wie passiven Widerstand der Honoratioren die Taten aufzuklären – ein Halbblut, ein Prinz, dessen Leibwächter und eine ehemalige Furie. Die Spur führt nach Toronto – die Hauptstadt des UnSeelie-Frühlings sowie der Höfe des Feenvolks …

Was ist das für ein Buch, ein dickes Werk, das uns mit einem atemberaubenden Cover daherkommt? Eine Hommage an die Welt der Elfen, Feen und ihrer nicht ganz so netten Verwandten, ergo eine etwas andere Urban Fantasy.

Der Beginn, nein, ich will ehrlich sein, gut, das erste Drittel des Buches ist verwirrend und nicht wirklich faszinierend. Nach einem durchaus neugierig machenden Prolog werden uns die vier Hauptprotagonisten vorgestellt, wobei der Fokus doch weitgehend auf der Halbfee und dem Prinzen liegt.

Die für mich interessanteste, weil kantigste Figur, die ehemalige Furie, die gegen alle Regeln aufbegehrt hat und dafür ihren Preis berappen muss, bleibt damit verglichen leider doch deutlich im Hintergrund.

Darüber hinaus bleibt gerade zu Anfang der Lektüre vieles im Unklaren. Wir kennen weder die Machtverhältnisse noch die Höfe der Feen, können deswegen deren Reaktionen nicht wirklich einordnen. Die Einführung unserer Erzähler verwirrt zunächst auch, weil wir uns in der beschriebenen Welt noch nicht zurechtfinden.

Damit kommen wir zu etwas, das zu Beginn als Manko erscheint, dann aber, mit zunehmender Dauer der Lektüre, immer mehr zum Pfund wird, mit dem die Verfasserin wuchert. Die detailreiche Darstellung einer deutlich anderen Welt, als wir sie auch derartigen Schilderungen gewohnt sind. Die vier Feenvölker unterscheiden sich vom Naturell wie Aussehen markant, die jeweils daraus resultierenden Handlungen fußen somit jeweils auf einer nachvollziehbaren Grundlage. So erwarten uns ganz neue Sichtweisen, andere Verhaltensschemata und jede Menge Geheimnisse, die die Lektüre später durchaus interessant und abwechslungsreich zugleich machen.

Hat man die Durststrecke zu Beginn des umfangreichen Buches einmal überstanden, zieht auch das Tempo deutlich an, und wir werden spannend und fesselnd unterhalten.

Ashley Shuttleworth: A Dark and Hollow Star – Nichts ist gefährlicher als ein Märchen
aus dem amerikanischen Englisch übersetzt von Katarina Rinas
Cross Cult Verlag, November 2023
670 Seiten, Taschenbuch, 18,00 Euro

Diese Rezension wurde verfasst von Carsten Kuhr.

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