Der deutsche Regisseur, Produzent und Drehbuchautor Andreas Schimmelbusch (Jahrgang 1973) lebte einige Zeit in den USA und aktuell in Berlin.
Mit „Habe nichts mehr ausser mir“ erschienen am 13. Oktober 2017 sieben seiner Storys bei dtv. Darin ein junger Mann auf Ferien in Island, in denen er dem Pärchen Kate und Jonny nachstellt und darüber sein eigenes (Liebes-) Leben vergisst.
Oder die Liebesgeschichte zwischen Felix und Charlotte, die für Felix kein gutes Ende nimmt.
In „Frau mit Waffe“ entführen Andreas und Gudrun einen „jungen Schnösel“, Gudrun wird geschnappt und Andreas kann mit Hilfe der Polizeistudentin Elisabeth entkommen.
In New York City treffen sich Leute auf einer Party, gehen kurze Beziehungen ein und (werden) verlassen.
Oschätzchen verliebt sich in Berlin in „die Junge“. Die Schauspielerin und der „Außerirdische“ kommen nur schwer zusammen.
„Die Fahrt ins Blaue“ führt einen Mann nach Sofia, er trifft Linda und sie versuchen, sich ihre Männer- bzw. Frauengeschichten zu erzählen.
Graf Koks, der Betrüger, wiederum soll einer jungen Modedesignerin zum Erfolg ihrer Kollektionen verhelfen.
Andreas Schimmelbuschs Geschichten handeln von jungen Menschen, meist jungen Männern, die auf der Suche sind. Auf der Suche nach einer Aufgabe, einer Beziehung, einem Lebenssinn. Manche verlieren darüber ihr Leben.
Die Storys lesen sich wie kurze Bühnenauftritte. Da treten Figuren auf, die seltsam unentschieden und einsam sind. Egal ob auf Island, in New York oder irgendwo in Deutschland, in Europa. Mich als Lesende berühren diese Auftritte nicht. Die Figuren bleiben mir fremd. Vielleicht, weil sie einer anderen Generation angehören, vielleicht, weil ihr Leben mir wie eine Inszenierung erscheint. Was ist echt, was nicht?
Ich erinnere beim Lesen der dritten oder vierten Geschichte in diesem Buch schon nicht mehr, wovon die erste handelt. Und das passiert mir wahrlich ganz, ganz selten.
Schimmelbuschs Sprache ist abgehackt und schnell. Die direkte Rede, die Dialoge und Gedanken verschwinden im Text. Vielleicht ist das modern, für mich ist es einfach nur sehr schwer lesbar. Kein Anführungszeichen erleichtert mir das Verstehen der Texte. Die Anspielungen und ironischen Hinweise auf Filme wirken aufgesetzt:
„Andreas hatte Elisabeth nämlich auf der anderen Straßenseite schon längst wieder nach oben gelotst, die Idee hatte er aus einem französischen Gangsterfilm, aber das konnte man ja nicht wissen. Außer Atem war sie jetzt, auch das noch, außer Atem kamen die beiden dann auch oben an, und verliefen sich in der Nacht.“ (Seite 95)
Die meisten Protagonisten scheinen aus der Kreativszene zu stammen, aber außer Drogen, Alkohol, Partys, anderer Leute Schicksale und Reisen haben sie keine Inspiritationsquellen und die Ergebnisse sind mager. Ein recht traurig-trostloser Haufen von Existenzen, die ihr Leben zur Bühne machen. Sie haben im wahrsten Sinne „nichts mehr ausser sich“.
Und vielleicht sind diese Storys auch besser auf der Bühne oder im Film aufgehoben, als Leseerlebnis taugen sie jedenfalls eher nicht.
Andreas Schimmelbusch: Habe nichts mehr ausser mir.
dtv, Oktober 2017.
256 Seiten, Gebundene Ausgabe, 20,00 Euro.
Diese Rezension wurde verfasst von Sabine Sürder.