Adriana Altaras behandelt in ihrem neuen Buch private Begebenheiten wie auch aktuell politisches und vergangenes Zeitgeschehen. In smartem und zugleich profundem Plauderton macht sie uns mit ihrer Sicht auf die Welt und das Leben in 32 kurzen Episoden vertraut. Diese bereits in verschiedenen Medien veröffentlichten Beiträge entspringen zum einen Adriana Altaras‘ ureigenem Blickwinkel einer reifen Frau, zum anderen sind die Geschichten immer wieder mit ihren jüdischen Wurzeln verankert, was ihrem Erzählton eine besondere Nuance verleiht.
Der Buchtitel ist ein Satz aus dem Beitrag „Septembermeer“, in dem die Autorin mit ihren Füßen im Sand feststellt, dass auch sie sich, wie das Meer im Herbst, im dritten Quartal ihres Lebens befindet. – „Na und? Das Meer und ich waren im besten Alter. Weise, dabei herrlich entspannt.“
Altaras macht sich verschiedene Gedanken, in die immer wieder alltägliche Episoden mit der Familie einfließen. Dabei geht es unter anderem um die Terrorattentate in Europa, um den Tod (Plan B: Tabletten), um Angst, das Leben in Berlin, die Rad fahrenden Deutschen, Mascha Kaléko, um Zeitgeschichte und die eigene Vergangenheit, um Mut, um die mit Erinnerungen verbundenen alten Möbel der betagten Tante die ins Heim ziehen soll, um den Zwist mit dem Ehemann über seine Büchersammlung oder um die Konversation mit dem Fischhändler. Dazwischen lesen wir in Kursivschrift gehaltene Briefe an eine Freundin. Ein roter Faden existiert nicht.
Adriana Altaras: Das Meer und ich waren im besten Alter.
Kiepenheuer & Witsch, März 2017.
224 Seiten, Taschenbuch, 8,99 Euro.
Diese Rezension wurde verfasst von Annegret Glock.