Momentan herrscht hierzulande ja ein regelrechter Hype um Bienen. In allen Medien wird darüber berichtet und auch in den Buchhandlungen stehen viele Bücher, insbesondere belletristische, die sich mit Bienen beschäftigen.
Das ist erstmal nichts Schlimmes. Ob es aber immer noch ein Buch mehr braucht, wäre zu diskutieren.
Dem Autor dieses Buches zu unterstellen, dass er auf dieser Welle mitreiten wollte, liegt mir fern. Immerhin widmet er sich über 320 Seiten diesem Thema. 320 Seiten, auf denen sehr, sehr wenig passiert. Der einigermaßen spannende Teil der Handlung hätte auf vielleicht 10 Seiten gepasst, also in etwa die Länge einer anständigen Kurzgeschichte.
Erzählt werden in Tagebuchform die Geschehnisse im Leben des Egidius Arimond im Jahr 1944 in einem kleinen Ort in der Eifel. Während des gesamten Buches erfährt man nicht das Alter des Protagonisten, aber er muss im wehrfähigen Alter sein. Wegen seiner epileptischen Anfälle ist er nicht wehrtauglich und daher im Ort immer wieder Anfeindungen als Drückeberger ausgesetzt.
Außerdem schläft sich Egidius durch mehrere Betten im Dorf, Betten von Frauen, deren Männer an der Front sind. Die einzige andere Beschäftigung des ehemaligen Lehrers sind besagte Bienen. Und zwar Beschäftigung nicht nur aktiver Hinsicht, nein, auch in seinen Gedanken sind die Bienen so ziemlich das einzige, was ihn beschäftigt.
Geringe Spannung kommt dann auf, wenn Egidius Juden bei ihrer Flucht über die Grenze nach Belgien hilft. Aber auch in solchen Szenen sind Sprache und Stil des Autors nicht dazu geeignet, Sympathie für den Protagonisten oder eine andere der handelnden Personen zu wecken. Damit soll allerdings nicht gesagt werden, dass der Stil von Norbert Scheuer unangenehm ist. Nein, die Beschreibungen der Bienen, der Natur sind ausgesprochen schön, fast poetisch. Aber leider tröstete mich das nicht über die quälende Langeweile hinweg, die mich während des Lesens dieses Buches gepackt hatte.
Für Leser, die wenig Spannung und wenig Handlung erwarten, sicher ein geeignetes Buch. Menschen mit dem Bedürfnis nach spannenden Konflikten und aktiven Protagonisten ist der Roman eher nicht geeignet.
Norbert Scheuer: Winterbienen.
C.H. Beck, Juli 2019.
319 Seiten, Gebundene Ausgabe, 22,00 Euro.
Diese Rezension wurde verfasst von Renate Müller.