Esrin lebt in Göreme, das ist ein kleines Dorf in der türkischen Region Kappadokien. Mit ihrer Familie wohnt sie in Felsenwohnungen, die vor über tausend Jahren in die Formationen der versteinerten Vulkanasche geschlagen wurden.
Namelok ist eine Massai und lebt in der Serengeti Kenias in einem Dorf, das aus acht Hütten besteht. Sie geht gerne zur Schule und kümmert sich ansonsten um das Melken der Kühe und Ziegen oder spielt Fußball. Wenn sie groß ist, möchte sie Ärztin werden.
Jaimes Heimat sind die Yungas in Bolivien, Bergnebelwälder, die sich entlang der Anden erstrecken. Um zur Schule zu kommen, muss er ein großes Tal überqueren. Damit das möglich ist, hat sein Vater ein Seil quer über das Tal gespannt, an dem Jaime mithilfe einer Rollenkonstruktion auf die andere Seite rutscht. Pünktlich um 14:00 endet die Schule, damit alle Kinder noch bei Tageslicht Zuhause ankommen – denn im Dunkeln könnte man giftige Schlangen übersehen.
In diesem bunten Sachbuch für Kinder zeigen uns Tracey Turner und Åsa Gilland, wie vielfältig unsere Welt ist. 20 Kinder nehmen uns auf jeweils einer Doppelseite in ihre Heimat mit und erzählen uns von ihrem Leben. Auf den farbenfrohen Illustrationen sehen wir neben den Behausungen der Kinder ihre Familien und Nachbarn, typische Tierarten sowie Kurz-Steckbriefe ihrer Region. Um den kleinen Lesern Orientierungshilfe zu geben (und falls der Vorleser den einen oder anderen Ort auch nicht genau einordnen kann), findet sich am Beginn des Buches eine große Weltkarte, auf der alle 20 Kinder eingezeichnet sind.
Ob in Mangrovenwäldern, Metropolen oder am Rande der Arktis: Überall leben Kinder und bestreiten ihren Alltag, angepasst an ihre jeweilige Lebenswelt. Dabei zeigt dieses Buch nicht nur, wie unterschiedlich Kinder rund um unseren Globus leben, sondern auch, wie gefährdet manche Orte und Lebensweisen sind. So macht sich Nettie auf einer Felseninsel in Norwegen Sorgen, weil ihr Vater Fischer ist und die Bestände immer weiter abnehmen. Bachir bei den Tuareg wird wohl bald nicht mehr mit seiner Familie umherziehen können, weil die Wüste immer trockener wird und schon viele Rinder und Ziegen deshalb gestorben sind. Leo, der in einem Dorf inmitten der roten Wände des Grand Canyons lebt, hat dem Präsidenten einen Brief geschrieben, in dem er ihn bittet, die Uranmine in der Nähe zu schließen. Denn diese verschmutzt das Wasser für die Menschen und Tiere in seiner Region.
„Das ist unsere Welt“ ist ein tolles und interessantes Kinderbuch, in dem auch Erwachsene einiges über unsere Erde lernen können. Neben einer kindgerechten Annäherung an Themen wie Klimawandel und Zerbrechlichkeit unseres Planeten regt das Buch an mehreren Stellen dazu ein, sich bestimmte Lebenswelten noch einmal genauer anzuschauen oder gemeinsam nach Fotos einzelner Regionen zu suchen. Und da die 20 Kinder in dem Buch sehr authentisch von sich erzählen und sich direkt auf Augenhöhe an ihre Leser wenden, steht trotz all der Unterschiede das ganze Buch unter dem Motto „Es verbindet uns mehr, als uns trennt“.
Tracey Turner & Åsa Gilland: Das ist unsere Welt: Von Alaska bis zum Amazonas – 20 Kinder zeigen, wie sie leben.
Aus dem Englischen übersetzt von .
Fischer Sauerländer, März 2022.
56 Seiten, Gebundene Ausgabe, 15,00 Euro.
Diese Rezension wurde verfasst von Sarah Beumer.