Lukas Faust ist nicht gerade das, was man gemeinhin einen Erfolgsmenschen nennt – oder auch nur ehrgeizig. Als Straßenillusionist hält er sich gerade eben über Wasser – und das nicht immer nur auf die faire Art und Weise. Jetzt ist er in Staufen ausgerechnet im Faustzimmer gelandet, dem Zimmer, von dem aus der Goethe-Faust in die Hölle gefahren ist – angeblich. In just diesem Zimmer trifft er auf einen schwarzen Pudel namens „Mephistopheles“, der sich ihm als Teufel offenbart und ihn, naja, um Hilfe bittet, soweit man beim Teufel von „bitten“ reden kann. Denn in der Hölle tobt eine Revolution und der Teufel selbst ist irgendwie ausgesperrt. Und Lukas kann das alles ändern, denn er ist ein direkter Blutsverwandter des Ur-Faust und nur mit seinem Blut kann er sein Erbe einfordern und die drei Teufelstränen zerstören und die Apokalypse heraufbeschwören. Das wiederum würde bewirken, dass der Teufel zurück ins Himmelreich könnte und alles gut würde – oder vielleicht auch nicht. Denn möglicherweise braucht die Erde das Gleichgewicht zwischen Gut und Böse, um überhaupt existieren zu können.
„Schwarze Tränen“ ist nicht einfach eine modernisierte Nacherzählung der Faust-Geschichte. Auch wenn sich in dem Roman bekannte Gestalten tummeln, inklusive Agrippa von Nettesheim, Hexentanzplätze, Barbarossa, Abraham von Worms und dem unvermeidlichen sprechenden Pudel ist Lukas Geschichte doch eine ganz eigene. Und eine ziemlich gut geschriebene dazu.
In sich ist der Roman abgeschlossen, also ohne die inzwischen ebenso modern wie lästig gewordenen Cliffhanger. Einzig der Epilog lässt auf eine Fortsetzung hoffen, die – zumindest von mir – neugierig erwartet würde.
Thomas Finn: Schwarze Tränen.
Knaur, März 2014.
544 Seiten, Taschenbuch, 14,99 Euro.
Diese Rezension wurde verfasst von Regina Lindemann.