Ein verheerender Krieg hat die Erde ins Chaos gestürzt. Um zu überleben, schufen findige Wissenschaftler auf dem Mars eine Kolonie. Gebaut von den Novaten, künstlichen Menschen, die ihnen als Sklaven bedingungslos gehorchen und dienen. Vor drei Jahren jedoch rebellierten die Novaten, der Unterdrückung überdrüssig. Der Große Rat herrscht seitdem diktatorisch, die letzten Menschen sind in den Untergrund geflüchtet und die Jäger, eine Miliz des Rates, verfolgen sie unerbittlich.
Als Jäger Seth bei einem Anschlag auf Tessa, die Anführerin der Menschen und ihren jüngeren Bruder trifft, wollen sie in ihm den Sohn des Novatenschöpfers Jack Lansing erkennen.
Doch er ist selbst Novat, sein Bewusstsein beginnt mit seiner Erschaffung.
Woher kommen dann die Erinnerungen an ein früheres Leben auf der Erde, die stückchenweise in seinem Kopf auftauchen?
Mensch gegen künstlichen Mensch, das Thema fasziniert Liebhaber des Genres seit jeher. Und hätte Jack Lansing, der Schöpfer der Novaten, seine Hausaufgaben gemacht, hätte ihm klar werden müssen, dass es nicht gut gehen wird. Sind die synthetischen Geschöpfe zu einfach, kann man sie nicht gebrauchen. Gesteht man ihnen zu viel Intelligenz und Lernfähigkeit zu, besteht die Gefahr, dass sie sich auflehnen.
Die Kolonie im Marsvulkan, eine gigantische Metropole, die Teile bekannter irdischer Städte und Sehenswürdigkeiten in Kopie aufweist, war ursprünglich eine gute Idee, um der zerstörten Erde zu entfliehen. Seit der Rebellion jedoch bleibt den Menschen nichts als ein Leben im Untergrund und Terroranschläge. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis sie endgültig ausgestorben sind. Ist Lansing noch am Leben, wie es Gerüchte besagen? Ist Seth tatsächlich sein Sohn? Bevor er es sich recht versieht, befindet er sich auf der Flucht vor seinen ehemaligen Kollegen.
Nach Asylon und Elysion legt der Autor hier eine weitere Dystopie vor, Megapolis ist, wie er im Nachwort erklärt, sein (stark überarbeitetes) Erstlingswerk, das er als Hommage an Philip K. Dick geschrieben hat.
Ein spannender, actionreicher Roman mit unerwarteten Wendungen, Intrigen und Scheinwelten, genug Wissenschaft, um die Kolonialisierung plausibel zu machen, ohne sich in den Vordergrund zu drängen und ein interessanter Figurenmix. Wie weit darf der Mensch gehen in seinem Überlebens- und Schaffensdrang, wann übertritt er Grenzen, diese Fragen spuken mir nach der Lektüre noch im Kopf herum.
Thomas Elbel: Megapolis.
Verlag Thomas Elbel, November 2013.
476 Seiten, Taschenbuch, 12,95 Euro.
Diese Rezension wurde verfasst von Susanne Ruitenberg.