Ray Bradbury: Fahrenheit 451 (1953)

In diesem Zukunftsroman ist Lesen eine Straftat. Der Besitz von Büchern ist verboten, Wissen und Allgemeinbildung sind unerwünscht. Die breite Masse der Menschen wird von den Medien gesteuert, ist einfältig und willenlos. Doch das wird als Segen gedeutet, denn die emotionslose Masse, hat keinen Grund mehr, unglücklich zu sein: Wer nichts weiß, kann sich keine Meinung bilden und wer keine Meinung hat, der streitet sich nicht.

In dieser Welt lebt der Feuermann Guy Montag. In seinem Beruf hat er die Aufgabe, Bücher zu verbrennen. Nachbarn und Verwandte zeigen immer wieder Menschen an, die gegen das Gesetzt Bücher bewahrt haben und als Bewahrer des Friedens, vernichten die Feuermänner diese.

Montag denkt nicht sonderlich viel über seine Arbeit nach, bis er ein Mädchen trifft, die die Welt mit anderen Augen sieht und ihn dazu bringt, eigene Gedanken zu formen. Ihr plötzlicher Tod, sowie ein traumatischer Einsatz, bei dem nicht nur Bücher, sondern auch ihre Besitzerin verbrannt werden, werfen Montag komplett aus seinem eingefahrenen Leben.

Er versucht, sich gegen das kranke System zu wenden, muss aber feststellen, dass kein vertrauter Mensch ihm zu folgen bereit ist. Als herauskommt, dass er selbst im Besitz einiger Bücher ist, findet er sich auf der Flucht vor bekannten Gesichtern wieder.

Dieses Buch ist der Wahnsinn. Man kann es nicht aus der Hand legen, bis man die letzte Seite gelesen hat, so faszinierend und erschreckend realistisch ist die hier beschriebene Zukunft. Einige Details der fortgeschrittenen Technik sind zwar eher niedlich als überzeugend – der Roman wurde 1953 geschrieben und spielt irgendwann nach 2022 – doch von der beschriebenen Mentalität ist unsere Gesellschaft nur wenige Schritte entfernt.

Das Buch begeistert und schockiert zugleich, es ist unheimlich und extrem tiefgründig. Man wird beim Lesen in diese finstere Welt hineingezogen, ob man es will oder nicht. Erst leidet man unter der Unwissenheit des Protagonisten, später unter dem Verrat, den er erleiden muss.

So dunkel und unumstößlich die Geschichte wirkt – das Ende gibt Hoffnung und nimmt etwas von dem Grauen, das den Leser durch den ganzen Roman begleitet.

„Fahrenheit 451“ kann einfach nur empfohlen werden. Moderne Science-Fiction-Romane erreichen nicht im Ansatz, was dieser Klassiker auslöst. Er kann nicht in eine Schublade gesteckt werden und hat keine einheitliche Zielgruppe. Wer Science-Fiction mag, sich für Geschichte interessiert, sich mit der Psychologie der Menschen auseinandersetzten will, spannende oder schockierende Bücher zu schätzen weiß oder einfach einen guten Klassiker lesen will, ist hiermit gut beraten.

Ray Bradbury: Fahrenheit 451 (1953).
Diogenes, Juli 2020.
272 Seiten, Gebundene Ausgabe, 24,00 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Isabella M. Banger.

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