Was tun, wenn die Familie zerbricht? Wenn man die Zeit, die man mit seinem Kind verbringt, plötzlich aufteilen muss -„gleichwertig und klug“ (Seite 50) – , zwischen Vater und Mutter? Wenn man auf einmal entscheiden muss, bei wem die Tochter Weihnachten verbringt oder mit wem sie ihren Geburtstag feiern kann?
In Monica Isakstuens Roman blicken wir tief in die Gefühlswelt einer betroffenen Mutter. Was für eine Mutter ist sie, wenn ihre Tochter beim Vater ist? Ist sie dann überhaupt noch Mutter?
Eindrucksvoll, bisweilen poetisch, auf jeden Fall immer intensiv und nachdenklich stimmend ist die Lektüre ihres Romans „Elternteile“. Sie gibt damit allen Alleinerziehenden eine Stimme und zeigt, dass so eine Trennung nicht nur für das Kind, sondern auch für die Eltern eine Herausforderung ist. „Es ist kein Wettkampf. Aber ich will ihn gewinnen.“ ( Seite 59)
Man will für das Kind weiterhin da sein, ihm all die liebevolle Aufmerksamkeit bieten, wie zuvor, aber gleichzeitig ist da auch diese Wut. „Die Diskussionsforen unter Online-Artikeln über Scheidungen und Sorgerechtsstreitigkeiten offenbarten, dass sich ein Großteil der Frauen wünschte, der andere würde sterben. Erdbeben, Wohnungsbrand, Flugzeugabsturz, Massenkarambolage, Erdrutsch, Dachlawine, Erstickungstod (…) Du kannst eine liebevolle Mutter sein, auch wenn du von plötzlichen Unfällen träumst (…).“ (Seite 42)
Und da ist nicht nur die Wut auf den Ex-Partner, sondern auch die Wut / der Neid auf die anderen Eltern, auf die intakten Familien: „ES STEHT DIR NICHT ZU, ÜBER DAS AUSLEIHEN VON KINDERN ZU SPRECHEN, WENN DU MIT DEINEN EIGENEN DIE GANZE ZEIT ZUSAMMEN BIST!“ (Seite 1 19)
Ein wundervolles Buch über ein – viel zu häufig – totgeschwiegenes Thema.
Monica Isakstuen: Elternteile.
Eichborn, Februar 2018.
224 Seiten, Gebundene Ausgabe, 22,00 Euro.
Diese Rezension wurde verfasst von Nadine Roggow.