Dresden im Jahr 1951. Oberkommissar Max Heller lebt mit seiner Frau Karin und der kleinen Pflegetochter Anni im immer noch teilweise zerstörten Dresden. Die Polizei arbeitet wieder als Polizei, aber so richtig unabhängig fühlt sich Heller nicht. Hängt doch viel von den neuen Herren ab, denen er sich so gar nicht anschließen möchte, wie er das auch in der Nazizeit schon nicht getan hat. Er hat das Gefühl, das manche Ermittlungsarbeit politischem Kalkül zum Opfer fällt. Gerade aus einem unerwartet genehmigten Ostseeurlaub zurück, erhält seine Frau Karin ebenso unerwartet die Erlaubnis, den in Köln lebenden Sohn zu besuchen. Aber nur sie. Max bleibt mit Pflegetochter Anni zurück. Und ausgerecht zu der Zeit, kommt ein neuer zeitfressender Fall auf ihn zu. Zwei der Spionage verdächtige Männer sterben in der Haft. Es sieht nach Selbstmord aus, aber die beiden waren doch Zeugen Jehovas? Kann es sein, dass gläubige Menschen den Freitod wählen? Heller ermittelt und plötzlich kommen immer mehr mysteriöse Tote dazu. Hier ein Schlaganfall, da ein seltsamer Unfall, was geht hier vor. In der Stadt geht das Gerücht um, ein „Amerikaner“ würde in Dresden spionieren, um den letzten Schlag vorzubereiten, vielleicht sogar die Atombombe, die 1945 Deutschland nicht mehr traf? Hellers alter Freund Alexej taucht wieder in der Stadt auf, frustiert, süchtig, aber fest entschlossen, irgendetwas zu verhindern. Aber was? Und wen will er unbedingt finden und warum möchte er nicht, dass Hellers Ermittlungsarbeit erfolgreich ist.
Dazu kommt die Sorge um seine Frau Katrin, von der er seit ihrer Abreise nichts mehr gehört hat. Max zweifelt, ob sie sich nicht doch in den Westen abgesetzt hat. Aber das würde sie noch nicht tun, nicht ohne die kleine Anni? Aber die Zweifel nagen. Da wird der Kollege Odenthaler verhaftet, weil eine Frau, die er mal kurz kannte, sich in den Westen abgesetzt hat. Und der neue Kollege Salbach, kann man dem trauen und setzt er auf eine Spionagetätigkeit für den neuen Staat?
Frank Goldammer hat einen guten Krimi abgeliefert, aber viel besser ist das Stück Zeitgeschichte aus den Anfängen der DDR, das er damit einfängt. Es ist der Beginn des Kalten Krieges, die Zeit der Spione, des Misstrauens und der Gefühle der Unvorhersehbarkeit. Dazu kommt das hohe Tempo, das Goldammer vorlegt und das einen den Roman nicht mehr aus der Hand legen lässt.
Fazit: Tolles Stück Zeitgeschichte, spannend verpackt.
Frank Goldammer: Roter Rabe.
dtv, Dezember 2018.
384Seiten, Taschenbuch, 15,90 Euro.
Diese Rezension wurde verfasst von Regina Lindemann.