„Pflanzenrevolution“ ist das jüngste Buch des Biologen und Pflanzenforschers Stefano Mancuso. Mancuso hat sich in den letzten Jahren unter anderem mit seinem Werk „Die Intelligenz der Pflanzen“ auch in Deutschland einen Namen gemacht. Er ist Professor an der Universität Florenz und leitet dort das Laboratorio Internazionale di Neurobiologia Vegetale.
Zum Buch: Ist uns Menschen eigentlich klar, welche Bedeutung Pflanzen für uns haben? Den Meisten ist das vermutlich gar nicht bewusst. Blumen, Bäume und Sträucher werden doch oft genug nur als leblose Gebilde in unserer Umwelt wahrgenommen. Dabei könnten wir ohne den Sauerstoff, den sie produzieren, nicht atmen. Unsere Autos könnten ohne das Öl nicht fahren, das vor Millionen von Jahren als Sonnenenergie von Pflanzen gespeichert wurde und uns nun als fossiler Brennstoff zur Verfügung steht. Mit Kohle und Gas verhält es sich ebenso. Die Aufzählung ließe sich mit Holz als einem der noch immer wichtigsten Baumaterialien oder den pflanzlichen Bestandteilen vieler Medikamente fast beliebig fortsetzen.
Das alles ist natürlich nicht neu. Dennoch ist es wichtig, mal wieder daran erinnert zu werden. Und genau das tut Mancuso. In „Pflanzenrevolution“ geht er aber noch weit darüber hinaus, denn er zeigt anhand vieler Beispiele, dass die Pflanzenwelt uns noch viel mehr zu geben hat und dass wir unsere Einstellung ihr gegenüber gründlich überdenken sollten.
Da geht es in einem Kapitel zum Beispiel um das Gedächtnis. Etwas, das Pflanzen nicht haben? Falsch! Auch Pflanzen haben eine Erinnerung und folglich ein Gedächtnis. Es ist erwiesen, dass sie in der Lage sind, aus Erfahrung zu lernen. Das ist sogar besonders wichtig, da Pflanzen in der Regel ortsgebunden sind und nicht weglaufen können. Dabei verfügen sie allerdings nicht über ein zentrales Gehirn, wie wir es haben und wie wir es in unsere technologischen Errungenschaften immer wieder einbauen. Computer sind dafür ein gutes Beispiel.
Die teilweise Beschädigung einer Pflanze (etwa durch einen Fressfeind) kann somit nie zur Schädigung eines zentralen Gehirns führen. Damit liefern Pflanzen hervorragende Konzepte für die Neugestaltung von Technologien. In engem Zusammenhang dazu steht auch der modulare Aufbau. Dieser lässt sich an Bäumen sehr gut nachvollziehen, deren Äste letztlich nichts anders sind, als wiederum selbst kleine Bäume.
Ein Ergebnis der Arbeit Mancusos ist, dass Vieles dafür spricht, sich deutlich stärker an Pflanzen zu orientieren, als das bislang der Fall ist: „Pflanzen haben einen sehr geringen Energiebedarf, führen passive Bewegungen aus, sind modular aufgebaut, besitzen … eine verteilte Intelligenz und verhalten sich wie Kolonien. Wer nach etwas Robustem, energetisch Nachhaltigem und unglaublich Anpassungsfähigem sucht, wird auf der Erde kein besseres Vorbild als die Pflanzen finden.“ (Seite 36/37)
„Pflanzenrevolution“ kann man vielleicht als eine Art Weiterführung von „Die Intelligenz der Pflanzen“ betrachten. Denn Mancuso zeigt in seinem neuen Buch nicht nur, über welch ausgeklügelte und zum Teil überraschende Mechanismen und Verhaltensweisen Pflanze verfügen. Er macht deutlich, was wir von ihnen lernen können und zeigt, wie falsch wir liegen, wenn wir Säugetiere uns den ach so leblos erscheinenden Pflanzen überlegen fühlen.
Mancusos Art zu schreiben ist inhaltsreich und unterhaltsam. Das Buch ist sehr schön gestaltet und reich bebildert. Mir hat es viel Freude bereitet, es zu lesen. Seither nehme ich die Pflanzen in meiner Umwelt anderes wahr. Diese Lektüre kann ich wirklich jedem nur ans Herz legen!
Stefan Mancuso: Pflanzenrevolution: Wie die Pflanzen unsere Zukunft erfinden.
Verlag Antje Kunstmann, März 2018.
280 Seiten, Gebundene Ausgabe, 24,00 Euro.
Diese Rezension wurde verfasst von Christian Rautmann.