H.S. Eglund: Nomaden von Laetoli

Der Wissenschaftler Martin Anderson hat in Grönland den Hafen des Wikingers Eirik gefunden. Eine Sensation in der Fachwelt. Anderson hat eine glänzende Wissenschaftskarriere vor sich. Dann wird er  überraschend vom renommierten Professor Aaron Miller nach Tansania eingeladen. Dort befindet sich die Fundstätte von Laetoli, wo die Fußabdrücke der Frühmenschenart Australopithecus afarensis gefunden wurden. Dorthin hatte Miller sich geflüchtet, als er seiner Wissenschaftskarriere müde wurde. Und dort meint Miller die Frühmenschen selbst gesehen zu haben.

Anderson steht dem skeptisch gegenüber aber weitere Erfahrungen auf seinem Lebensweg, der ihn auch nach Äthiopien und schließlich nach Sansibar führt, lassen ihn immer mehr an der etablierten Wissenschaft zweifeln und nach einem anderen Sinn suchen.

Und diese Sinnsuche ist es, die das Buch tatsächlich auch ausmacht. Wer einen archäologischen oder paläontologischen Abenteuerroman á la Indiana Jones erwartet, wird weitgehend enttäuscht. Viel mehr begleiten wir Anderson auf einer Sinnsuche, die sein eigenes Leben und die Bedeutung der modernen Wissenschaft betrifft. Der Mensch sei ein „gehetzter Nomade“, ein „verzweifelter Heimatloser“, sein „Vertrauen in intuitives Sein und Handeln“ sei „erschüttert“. Wissenschaft versucht „das Universum rein analytisch zu erklären“ und führt zu dem Glauben, „dass die Welt auf einfache Weise erkennbar“ sei.

Der Mensch aber kann so nicht zu sich selbst, zu seiner eigenen Mitte finden.

Ich brauchte einige Zeit um mich auf dieses Buch einlassen zu können. Der Klappentext hatte in mir tatsächlich einen ganz anderen Eindruck erweckt, was den Inhalt des Buchs betrifft. Schade auch, dass die ganz am Anfang aufgeworfene Frage, ob Miller den Frühmenschen nun wirklich begegnet ist, nicht geklärt wird, sondern sich eher in einer esoterischen Unbestimmtheit verliert. Es gibt einige wenige spannende Stellen, die durchaus auch in einen Abenteuerroman passen könnten, aber sie stellen nur kurze Schlaglichter dar.

Sehr schön im Buch fand ich die gefühlvollen und plastischen Beschreibungen afrikanischer Natur.

Tatsächlich kann manche Landschaft dort einem eindrücklich das Gefühl vermitteln, dass man sich hier am Ursprung der Menschwerdung befindet.

H.S. Eglund ist gebürtiger Leipziger und lebt in Berlin. Er arbeitet seit 2005 als Fachjournalist für erneuerbare Energien.

H.S. Eglund: Nomaden von Laetoli.
Vicon, März 2022.
412 Seiten, Taschenbuch, 16,79 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Pia Konle.

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