Yves Grevet: Méto: Das Haus, gelesen von Rainer Strecker

meto2Méto ist ein Junge. Er bezeichnet sich selbst als „Roten“ und das ist zunächst alles, was wir von ihm und seiner Umgebung erfahren. Im Augenblick des Hörbuchbeginns be-kommt er einen anderen, jüngeren Jungen als Schützling zugeteilt. Méto macht sich Sorgen, dass der andere Junge, Krassus, gegen die Regeln verstoßen könnte, denn er würde dafür verantwortlich sein und bestraft werden. Die Regeln, um deren Einhaltung er sich sorgt, wirken bizarr und grausam. Es muss gezählt werden, bevor man mit dem Essen beginnt und zwischen jedem Bissen ebenfalls. Es werden keine Fragen gestellt. Es gibt keinerlei persönliche Besitztümer.

Nach und nach erfährt der staunende Zuhörer mehr und mehr Einzelheiten über das Leben im Haus. Die Jungen sind unterteilt in rote, violette, dunkelblaue und hellblaue Gemeinschaften und ihr Rang richtet sich nach ihrer Anwesenheitszeit im Haus. Es darf immer nur eine bestimmte Anzahl Jungen im Haus geben und nur eine bestimmte Anzahl in jeder Gruppe. Der Aufstieg geschieht nicht geplant, sondern ist (scheinbar) von äußeren Ereignissen abhängig. Ihre Hauptbeschäftigung ist ein grausamer Sport, bei dem es durchaus auch Tote geben kann. Niemand fragt nach dem Verbleib der Jungen, die nicht mehr im Haus leben. Alle haben römische Namen und sie werden von Caesaren kontrolliert. Niemand erinnert sich an ein Leben vor dem Haus.

Die Stärke von Grevets Roman ist seine Fähigkeit, konsequent aus der Sicht von Méto zu erzählen. Ähnlich wie in Anne Holms Klassiker „Ich bin David“ kennt Méto nichts außer dem Leben im Haus. Die Regeln einzuhalten erscheint ihm völlig selbstverständlich, ja beinahe naturgegeben. Er empfindet zwar die Einschränkung, die diese Regeln seinem Leben geben, aber er hinterfragt sei zunächst nicht, sondern richtet sein Leben danach ein. Erst nach und nach darf der Zuhörer miterleben, wie aus eigenen Fragen und einer Reihe von Zufällen und Gelegenheiten ein Revolutionär entsteht.

Gelesen werden Métos Erlebnisse von Rainer Stecker auf eine ganz besondere Art und Weise. Es gelingt ihm, Métos Naivität einen Klang zu geben. Besser kann ich es an dieser Stelle nicht ausdrücken. Die Modulation, die Betonungen, all das passt völlig exakt zu dem Wissen, das Méto zum jeweiligen Zeitpunkt hat.

Fazit: gelungener Auftakt einer Trilogie, die dem Himmel sei Dank erst von mir entdeckt wurde, als alle Teile erschienen waren. Das Ende ist nämlich ein echter Cliffhanger.

Yves Grevet: Méto: Das Haus, gelesen von Rainer Strecker.
Der Audio Verlag, Mai 2012.
3 CDs, 14,99 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Regina Lindemann.

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