Wolfgang Hohlbein: Irondead: Der zehnte Kreis

ironIrland, zu Beginn des 20. Jahrhunderts. In der Stadt herrscht allgemeine Unruhe und Betriebsamkeit, denn es wird an keinem geringeren Schiff als der Titanic gearbeitet. Das riesige Bauprojekt sorgt für neugierige Blicke aus der ganzen Welt und zahlreiche Gewinne auf Seiten der Investoren. Doch dann verschwindet Mister Jacobs, ein eher im Hintergrund arbeitender Investor. Tage zuvor hatte er aufgrund von anhaltenden Diebstählen den Privatdetektiv Quinn Devlin engagiert. Der sucht nun nicht das verschwundene Material, sondern mit Jacobs‘ vermeintlicher Nichte im Schlepptau, den Bauherren selbst. Und dabei decken die beiden gemeinsam mit dem ebenfalls für Jacobs arbeitenden Wissenschaftler Nicola eine Verschwörung auf und entdecken Kreaturen, die so unglaublich sind, dass nur der eigenen Fantasie entsprungen sein können.

Die ersten Kapitel beginnen super! Man wird hineingeworfen in ein mysteriöses Geschehen. Devlin irrt durch die Werft von Belfast, um seinen Auftraggeber aufzusuchen. In einer der Lagerhallen trifft er jedoch auf dramatische Weise auf eine seltsame, mechanisch wirkende Spinne mit einem metallenen Netz. Er wird verwundet und landet im Hafenbecken – am nächsten glaubt er, sich das ganze Geschehen nur eingebildet zu haben. Doch er wird bald eines Besseren belehrt … Die beschriebene Szene ist allerdings eins der wenigen Highlights der ersten Buchhälfte. Die verbringen Quinn, Nikola und Allison vor allem mit Fahrten durch ganz Belfast, immer mit unterschiedlichsten, teils neumodischen Verkehrsmitteln.
Das einzige, was diesen ersten Teil des Romans doch ganz amüsant macht, ist Devlins Art mit dem um ihn herum stattfindenden, nicht aufzuhaltenden Fortschritt. Denn er glaubt nicht daran, dass gespenstische Fahrzeuge wie die Straßenbahn oder der wackelige neue Ford jemals Bestand haben können.

Im Gesamtbild betrachtet ist der Privatdetektiv Devlin eine gelungene Figur. Früher war er Polizist und versteht so die Ermittlungen der Polizei gut und hat auch Bekanntschaften innerhalb der Behörde, die ihm nicht immer positiv dienlich sind. Darüber hinaus ist er allerdings irgendwie der „verschrobene Alte“, ohne dass die Figur wirklich als alt beschrieben wird. Devlin ist vielleicht eher altmodisch, und das nicht gerade wenig. Dazu passt auch der von Hohlbein gewählte Schreibstil, der besonders am Anfang des Romans sehr gezwungen und aufgebauscht wirkt. Alles wird kompliziert und in zahlreichen Schachtelsätzen umschrieben. Man hat oft das Gefühl, das Gesagte könne auch viel kürzer gefasst werden.
Immerhin gestaltet sich die zweite Hälfte des Romans dann etwas flotter. Ist erstmal Fahrt aufgekommen, entwickelt sich das Geschehen durchaus rasanter und interessanter. Fans von mysteriösen Geschichten werden hier durchaus auf ihre Kosten kommen. Der Bau der Titanic als historisches Geschehen wird hier geschickt in eine Fantasy-Geschichte eingewoben, die immer mehr von der Stimmung ihrer Zeit lebt. Belfast zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts wird hier toll in Szene gesetzt, auch wenn die Figuren weiterhin etwas unnahbar wirken.

Insgesamt ein gut zu lesender Roman, dessen erste Hälfte zwar nicht ganz überzeugen mag, der allerdings in der zweiten Hälfte deutlich besser und spannender wird.

Wolfgang Hohlbein: Irondead: Der zehnte Kreis.
Egmont INK, Februar 2014.
480 Seiten, Taschenbuch, 16,99 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Janine Gimbel.

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