Wioletta Greg: Die Untermieterin

Mit ihrem neuen Buch erreicht mich Wioletta Greg – im Gegensatz zu ihrem vorangegangenen Roman „Unreife Früchte“ nicht.

Die ominöse Geschichte um Herrn Kamil, einen zehn Jahre älteren Ethnologen, in den die Ich-Erzählerin Wiolka sich verliebt hat, mutet in weiten Teilen zu konstruiert an. Ab und an taucht Herr Kamil in Wiolkas Gedanken zwar auf, und ab der zweiten Hälfte des Buches ist er tatsächlich präsent, dennoch wirkt seine Figur an manchen Stellen wie hinterher an den roten Faden geheftet.

Wiolkas Zimmersuche in ihrem Studienort, dem polnischen Tschenstochau, ihr Aufenthalt dort in einem dubiosen Arbeiterhotel und danach in einer Ordensgemeinschaft, wo eine psychisch gestörte Oberin sie mit ihrer toten Tochter verwechselt und Wiolka mit ihren Kräutertees vergiften will, wirken eher erzwungen lustig.

Auch viele der zu vielen Sprachbilder hinken. So liest man beispielsweise auf Seite 53 von einer untergehenden Sonne, die wie ein Haarbüschel, das man aufs heiße Ofenblech wirft, erlischt. Oder auf S. 82: “Statt zu antworten, starre ich auf das kleine silberne Kreuz, das an ihrem Hals schimmert wie eine gerade geschlüpfte Eintagsfliege“.

Stimmig zu lesen sind dann wiederum die Rückblenden Wiolkas, wenn sie aus ihrer Kindheit in Hektary erzählt, ebenso die Abschnitte, in denen Kriegsepisoden geschildert werden. Diese Textstellen haben eine  andere Gewichtung als die Gegenwartshandlung, der es an Tiefe fehlt.

Der Roman liest sich insgesamt nicht rund und stimmig.

Wioletta Greg: Die Untermieterin.
C.H. Beck, Juli 2019.
158 Seiten, Gebundene Ausgabe, 19,95 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Annegret Glock.

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