Volker Lilienthal & Irene Neverla (Hg.): Lügenpresse

Dieses Buch hat sich aus einer Ringvorlesung an der Uni Hamburg, die von den beiden Medienwissenschaftlern Volker Lilienthal und Irene Neverla organisiert wurde, entwickelt.

Wissenschaftler wie auch Journalisten vertreten darin in vielen verschiedenen Beiträgen ihre durchaus auch kritischen Standpunkte zum Thema „Lügenpresse“, einem Begriff, der bei den Montagsdemonstrationen der Pegida in Dresden wortgewaltig auftauchte, sich auf weiteren Demos und im Internet zum gängigen Unwort entwickelt und Eingang in die breite Öffentlichkeit gefunden hat.

Was ist dran, am Begriff Lügenpresse und hat er eine Berechtigung? Warum hat sich der Begriff „Lügenpresse“ so rasant verbreitet und erscheint nicht mehr nur als Kampfbegriff sondern als akzeptiertes Stichwort für eine Medienkritik in der Bevölkerung? Woher rührt die Verunsicherung und das Misstrauen der Bevölkerung gegenüber Journalisten? Wie gut werden die Bürger informiert? Diese und viele weitere Antworten liefert dieses Buch.

Das Inhaltsspektrum des Begriffs „Lügenpresse“ ist breit gefächert. So lesen wir von Prinzipien über journalistische Wahrheitssuche, von den neuen Nutzungsgewohnheiten der neuen Medien und davon, wie gut wir informiert werden. Vom Medien-Mainstream oder was Menschen von Medien erwarten und was sie damit anstellen. Darüber, welche Entscheidungen Journalisten bezüglich der Thematik ihrer Berichterstattung treffen müssen, über Einflüsse der Parteien in den Aufsichtsgremien des öffentlich-rechtlichen Rundfunks, den Ursachen und Folgen von Medienvertrauen bzw. -misstrauen uvm.

Ebenso werden jüngere Fehlentwicklungen in der Berichterstattung  erläutert, die künftig mehr Transparenz erfordert. Als Beispiele hierfür dienen die Flüchtlingskrise 2015 oder die zögerliche Berichterstattung in der Silvesternacht 2015 am Kölner Dom. Ebenso wird auf Lobbygruppen eingegangen. Ein Beispiel wird anhand der Lobbyisten in den USA erläutert, die sich die Ansichten von Klimaleugnern, zunutze gemacht haben…

Unter anderem kommen zu Wort: der Verleger, Kolumnist und Journalist Jakob Augstein, Giovanni di Lorenzo, Chefredakteur der Zeit, Claus Kleber, der Moderator des heute -journals im ZDF, Heribert Prantl von der SZ, der Theologe Norbert Schneider, der Spiegel-Chefredakteur Klaus Brinkb舫mer, der Erste Chefredakteur bei ARD-aktuell Kai Gniffke uvm.

Ob es um Pressefreiheit, journalistische Wahrheitssuche oder Medienvertrauen geht – Hintergründe werden hier anschaulich und nachvollziehbar erläutert.

Volker Lilienthal & Irene Neverla: Lügenpresse: Anatomie eines politischen Kampfbegriffs.
Kiepenheuer&Witsch, August 2017.
320 Seiten, Taschenbuch, 9,99 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Annegret Glock.

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