Virginie Despentes: Das Leben des Vernon Subutex 3

Ich bin ganz ehrlich: der erste Teil hat mich echt umgehauen. Einsame Klasse. Der zweite Teil hat mich überrascht und der dritte Teil, da sage ich jetzt: na gut. Wenigstens gibt es keinen Vierten. Weil ich diese Atemlosigkeit des ersten Bandes nicht wieder gefunden habe, erst nicht im zweiten Teil und im Dritten schon gar nicht. Trotzdem ist es natürlich wieder in Teilen riesig: Sätze wie in Stein gemeißelt. Mit einer weltwissenden Schärfe und Analysekraft wird unsere Gesellschaft seziert und brillant zerlegt.

Ich komme allerdings mit den vielen, immer mehr werdenden Figuren nicht mehr klar, die sich irgendwie um den nunmehr eher als Guru in Erscheinung tretenden Vernon, versammelt haben. Vernon Subotex tritt immer weiter in den Hintergrund, wird zum esoterischen Satelliten, der in den Gedanken seines Gefolges kreist. Und wenn er mal einen Auftritt hat, dann bleibt es marginal. Aber jede andere Figur die jetzt in den Vordergrund tritt, auf Kosten des Rücktritts von Vernon, wird ausführlich charakterisiert. Und die im zweiten Teil aufgebaute Gruppe die sich um Vernon, nach seiner Rettung aus dem Sumpf, gescharrt hat, fällt auseinander. Da können auch die sogenannten „Convergences“ (eine Art Trance in die man fällt, weil Vernon absolut genau weiß, was er aufzulegen hat) nicht mehr helfen. Die „Paris Attentate“ aus dem Jahr 2015 lassen auch alle unsere Protagonisten rat- und planlos zurück. Mich auch!

Virginie Despentes: Das Leben des Vernon Subutex 3.
Kiepenheuer&Witsch, September 2018.
416 Seiten, Gebundene Ausgabe, 22,00 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Fred Ape.

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