Viola Ardone: Ein Zug voller Hoffnung

Die 1974 geborene Autorin Viola Ardone aus Neapel verarbeitet ein Kapitel aus der italienischen Geschichte zu einem Roman: Nach dem Krieg wurden fast 100.000 Kinder aus dem armen Süden in den reicheren Norden geschickt.

Amerigo Speranza ist sieben Jahre alt und lebt mit seiner lieblosen und ungebildeten Mutter unter ärmlichen Verhältnissen in Süditalien. Als er in den Norden kommt, eröffnen sich für ihn neue Welten – und das gilt nicht nur für das Angebot an Nahrungsmitteln. Er lernt, wie es in einer liebevollen Familie zugehen kann, und entdeckt die Liebe zur Musik.

​Dreiviertel des Romans sind aus der kindlich-naiven Sicht des Kindes geschrieben. Das eröffnet Chancen und Risiken zugleich. Einerseits kommt der junge Protagonist uns Lesern sehr nahe, da wir quasi unmittelbar in seinen Kopf eintauchen, andererseits kann es auch ermüdend wirken, über 200 Seiten, den Gedanken eines Siebenjährigen zu folgen.

Die Autorin setzt sehr auf die Emotionalität, was an sich positiv ist, aber es birgt auch die Gefahr, gelegentlich dem Kitsch und der Gefühlsduselei gefährlich nahe zu kommen.  Letztlich womöglich trotz (oder wegen?) des schriftstellerischen Könnens der Autorin einen Hauch zu glatt, um restlos überzeugen zu können.

Viola Ardone: Ein Zug voller Hoffnung.
Aus dem Italienischen übersetzt von Esther Hansen.
C. Bertelsmann, April 2022.
288 Seiten, Gebundene Ausgabe, 22,00 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Andreas Schröter.

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